Schlagwort-Archive: starke Frauen

Even Death cries

deathcries

Das Buch „Die Verbrannten“ von Antonio Ortuño beschreibt die Hölle die Menschen für andere Menschen erschaffen. Sie verdienen damit Geld zu foltern, machen sich einen Spaß aus ihren Morden und vergewaltigen mit einem Achselzucken.

Selbst noch am Rande des in sich zusammenstürzenden Mexiko wird Alltag gelebt. Zu diesem Alltag gehören die Toten auf der Straße, die Massengräber, die Vermissten.

Die Flüchtlinge, die versuchen aus Südamerika durch Mexiko zu kommen, sind ein lohnendes Ziel für die Banden. Für die Öffentlichkeit sind die grausamen Morde an Ihnen oft nur Fußnoten, die neben den „echten Toten“, also ermordeten Mexikanern unwichtig erscheinen.

Nach jedem Massaker wird eine Pressemitteilung die Wogen glätten, jeder getötete Killer hinterlässt ein Dutzend neuer Köpfe die an seine Stelle rücken wollen.

Antonio Ortuño gelingt es in seinem Roman unterschiedlichste Protagonisten zu Wort kommen zu lassen. Sie erzählen die Geschichte vieler Tausender stellvertretend. Dennoch sind sie Figuren mit je eigenem Charakter, keine Klischees.

Es gelingt ihm Gewalt explizit zu beschreiben ohne sie zu verherrlichen.

Der Autor zeigt wie Rassismus und Korruption den Mördern den Weg bereiten und den Verfolgten die Hilfe verwehrt.

Ein wichtiges Buch, das ich mit fünf Pfoten empfehle.

 

 

 

 

Women in prison

orange-is-the-new-black

Eine weiße Frau aus der oberen Mittelschicht wird zu 15 Monaten Gefängnis verurteilt. Mehr als zehn Jahre zuvor hatte Piper Kerman für ein Drogenkartell Geld aus dem Land gebracht. Ihre Abenteuerlust hat sich inzwischen gelegt, ihre Offenheit neuen Situationen und Menschen gegenüber hat sie sich jedoch bewahrt. Deshalb ist ihr Bericht Orange is the new black zwar der einer in vielerlei Hinsicht privilegierten Gefangenen, aber dennoch einer aus der Mitte ihrer Gemeinschaft.

Hier wird die Geschichte von Frauen erzählt, die aufgrund von Drogendelikten für viele Monate oder Jahre in einer absurden Welt überleben, in der sie nicht rehabilitiert, sondern gedemütigt werden. Der Absurdität und Demütigung setzen sie beeindruckenden Gemeinschaftssinn, Kreativität und Selbstbehauptung entgegen. Diese Geschichte der Frauen habe ich in On the run vermisst.

Das Buch von Piper Kerman lässt den Leser auf neue Weise erkennen, welche Missstände  in den Gefängnissen und dem Rechtssystem der USA herrschen. Unbedingt lesenswert! Vier Pfoten.

4 pfoten

Vor dem Lebensende

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Die letzten Lebensjahre sind Besondere Jahre. In ihrer Graphic Novel zeichnet Joyce Farmer die letzten Lebensjahre ihrer Eltern auf.

Sie helfen sich gegenseitig und organisieren ihren Alltag um ihre Gebrechen. Nicht perfekt, aber glücklich. Doch der Gesundheitszustand von Rachel und Lars wird zusehend schlechter. Ihre Tochter Laura kümmert sich immer mehr um die beiden und bemüht sich Ihnen dennoch die Eigenständigkeit zu erhalten.

Weil sie zu Hause ihre Medikamente nicht eingenommen hat, erblindet Rachel. Irgendwann wird die schwierige Entscheidung getroffen sie ins Pflegeheim zu bringen. Doch dort führt ein Versäumnis zu einem fatalen Sturz aus dem Bett.

Bei Lars wird Lungenkrebs aufgrund gesundheitsschädlicher Arbeitsbedingungen festgestellt. Laura will ihn auf jeden Fall zu Hause  pflegen.

Diese Graphic Novel gibt einen Einblick ins Alter. In die Freuden ebenso wie auf die Fallstricke einer zunehmend beschränkten Existenz.

Es gibt nicht den richtigen, perfekten Umgang mit diesem Lebensabschnitt. Doch vor dem Lebensende kann noch viel Glück liegen. Neue Freundschaften, und alte. Das Beibehalten alter Ansichten und die Veränderung. Die Erinnerung an Erlebtes, die Weitergabe von Liebgewonnenem.

Die Autorin berichtet ehrlich und unverstellt von der Begleitung zweier Menschen vor dem Lebensende. Besonders beeindruckend ist der offene Umgang mit dem nahen Tod von Lars, und welchen Frieden er den Beteiligten trotz aller Trauer bringt.

Ich empfehle das Buch mit fünf Pfoten!

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Presence

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Presence ist ein Buch, das man keinesfalls von vorne nach hinten durchsehen sollte. Zunächst empfehle ich einige der großformatigen Schwarzweißbilder zu betrachten. Danach vielleicht eine Pause machen. Dann wieder einige ansehen. Dann vielleicht ans Ende des Buches gehen und zu der kleinen Übersicht blättern, auf der die Porträts noch einmal klein abgedruckt ist, und lesen wem man darauf begegnet ist. Dann wieder einige Porträts betrachten. Nach einiger Zeit kann man dann auch den Text von Christine Turnauer oder Frank Horvat lesen. Dann wieder in den Bildern versinken. Und sich freuen, dass es so viele faszinierende Menschen gibt die man kennenlernen könnte.

 

Eine vierpfotige Empfehlung für diesen wundervollen Bildband!

4 w pfoten

Schwarzweiß

schwarzweiß

Die Welt ist nicht Schwarzweiß . Auch Regina Bogner, Ärztin im Maßregelvollzug hat ihre Geheimnisse und Abgründe. Sie ist eine starke Frau und das reizt ihren neuen Patienten Niklas Rösch sie herauszufordern. Als ihm die Flucht gelingt, bedroht er Regina und ihre Tochter.

Antonia Fennek hat einen spannenden Thriller geschrieben, den man nicht aus der Hand legen will. Ihre Figuren sind glaubwürdig und den Alltag in der Arbeit mit psychisch Kranken Straftätern beschreibt sie überzeugend. Sie selbst hat in der Forensischen Psychiatrie gearbeitet.

Der spannende Thriller ist der Auftakt zu einer Serie.

Eine vierpfotige Leseempfehlung!

4 w pfoten

 

Fun Home

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Die eigene Kindheit ist im Rückblick eine unübersichtliche Landschaft, bevölkert mit prägenden Ereignissen, Momenten der Selbstentdeckung und des ständigen Wiederentdeckens der Umwelt mit neuen, gewachsenen Augen.
Die Eltern sind mehr als die ersten wichtigen Menschen. Sie sind die Unabdingbaren. Von ihnen geht die Reise der Ichwerdung aus.

Alison Bechdel erzählt in Fun Home von ihrer Kindheit und Ihrem Erwachsenwerden. Mittelpunkt ist dabei ihre Beziehung zu Ihrem Vater Bruce Bechdel, der unter verdächtigen Umständen starb. In der Erinnerungslandschaft ihrer Kindheit und in zahlreichen Dokumenten seines Lebens, sucht sie zu ergründen wer ihr Vater war und wer er für seine Familie und sie selbst war.

Alison Bechdel erfasst die Freude und die Traurigkeit des Familienlebens in allen Zwischentönen. Die Ichwerdung der Kinder ist darin eine Dynamik deren Einfluss wohl nur durch die Lebenspläne der Eltern übertroffen wird.

Der Titel evoziert eine Zweideutigkeit. Fun Home bezieht sich zum einen auf das englische Worten Fun (=Spaß) und auf eine Abkürzung für Funeral Home (=Beerdigungsinstitut). Ein solches leitete der Vater von Alison Bechdel. Dies machte nicht nur Tote zum Bestandteil des Alltags der Familie. Es band sie auch an die Provinzstadt Beech Creek.

Bruce Bechdel verbarg seine Homosexualität, die in Pennsylvania erst seit 1980 als legal anerkannt wird. Als Alison ihrer Familie mitteilt, dass sie lesbisch ist bekommt das Gebäude dieser Verleugnung schnell Risse.

Ein persönliches, berührendes und dabei künstlerisch, philosophisch und gesellschaftlich hoch relevantes Buch, dessen Lektüre Vergnügen und Erkenntnis bereithält! Ich empfehle es mit fünf Pfoten!

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The own childhood is in review a landscape hard to overlook. It is inhabited by imprinting events, moments of self-discovery and the constant re-discovery of the surronding world with new, grown eyes. The parents are more than the first important persons. They are the inevitable ones. From them, the journey of becoming oneself originates.

Alison Bechdel describes her childhood and her coming of age focused on her relationship with her father Bruce Bechdel, who died under suspicious circumstances. In the landsacpe of her childhood memories and in many documents of his life, she tries to find traces of who her father was, who he was for his family and herself.

In Fun Home Alison Bechdel grasps the joy and sorrow of living as a familiy in all its shades. The children growing up as individuals is a dynamic in families only overpowered by the parents‘ scheme of life.

Bruce Bechdel hid his homosexuality, which is only recognized as legal in Pennsylvania since 1980. When Alison informed her family that she is a lesbian, the structure of this denial is severly weakened.

This book is personal, moving and highly relevant, artistically, philosophically and societal. The reader is provided with cognition and delight! I highly recommend it!

5 pfoten copy

Arztroman

einsatz

Der Arztroman von Kristof Magnusson ist eine spannende, kurzweilige Lektüre. So ganz anders als die Serien und Heftchen auf die der Titel anspielt, erzählt er aus einem realistischen Arbeitsalltag einer Notärztin. Daher eine Kaufempfehlung von mir!

Anita Cornelius ist zusammen mit ihrem Kollegen Maik in Berlin mit dem Notarzt- Einsatzfahrzeug unterwegs. Ein Auto, das gegen einen Brückenpfeiler gefahren ist. Jemand bekommt keine Luft mehr. Der Sturz einer älteren Frau. Dies sind nur einige der Einsätze der beiden.

Das Privatleben von Frau Doktor fand ich allerdings trotz moderner Themen und einer Menge Sprachwitz nicht ganz so gelungen. Denn alles dreht sich um Männer. Der Sohn, der Exmann und dann gibt es da auch noch den Aufriss. Und den Kollegen und besten Freund. Diese Frau scheint keine einzige Freundin zu haben. Schade!

Dennoch erhält der Arztroman eine vierpfotige Empfehlung von mir. Die literarisch gelungene Beschreibung eines Ärztelebens würde ich nicht missen wollen.

4 w pfoten

 

Auslöschung

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Es beginnt in einer geheimnisvollen, abgeschotteten Region. Vier Wissenschaftlerinnen begeben sich in diese Area X um es zu untersuchen.

Was genau hier geschieht, wie lange und ob es sich weiter über die Welt ausbreiten wird, wissen sie nicht.

Von ihren Auftraggebern belogen und manipuliert begeben sie sich in eine unheimliche Wildnis. Hier wird alles menschliche verschlungen. Und doch scheint in manchen Tieren etwas menschliches gefangen zu sein. In den perfekt scheinenden Ökosystemen blitzt immer wieder Schmerz und Grausamkeit auf. Doch kommen sie von den Menschen die in Area X verschwanden oder von der geheimnisvollen Macht die alles innerhalb ihrer Grenzen aufhebt?

Auslöschung von Jeff Vandermeer beschreibt eine große Entgrenzung. Das wir innerhalb unseres Ökosystems Erde stehen, haben wir erkannt. Doch sehen wir uns vor allem als Individuen.

Die Auflösung dieser Individualität durch gesellschaftliche oder biologische Abläufe die wir nicht beeinflussen können, durch Manipulationen die wir nur manchmal durchschauen, durch unsere Ängste und Reaktionen, durch die Überschreitung der Grenze dessen, was wir ertragen können – all diese Prozesse, diese Bedrohungen des Ichs sind in Auslöschung thematisiert.

Jeff Vandermeer schreibt auf hohem literarischen Niveau über die drängenden Fragen unserer Zeit. Er tut dies so spannend, dass das Buch kaum aus der Hand gelegt werden kann. Es ist auch für Jugendliche empfehlenswert. Fünf Pfoten für Auslöschung, erschienen im Kunstmann Verlag.

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Zwischen Abgrund und Euphorie

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In der Graphic Novel „Meine Tassen im Schrank“ schreibt und zeichnet  Ellen Forney über ihr Leben zwischen Abgrund und Euphorie. Meistens sprüht Ellen vor Energie und beginnt mehr Projekte als sie zu Ende bringen kann. Sie schläft wenig, geht Risiken ein, und unternimmt sehr viel. Dann wiederum ist sie so niedergeschlagen und traurig, dass sie kaum aus dem Bett kommt. Kurz vor ihrem dreissigsten Geburtstag beginnt sie daran zu zweifeln, dass es ihr wirklich gut geht. Als ihre Psychiaterin ihr mitteilt, dass sie an einer bipolaren Störung leide sieht Ellen sich gezwungen sich mit dem was sie selbst ausmacht auseinanderzusetzen. Will sie die Diagnose annehmen? Will sie ihre euphorischen Phasen, die künstlerisch so produktiv sind wirklich zügeln? Will sie ihre Gewohnheiten ändern? Gar Psychopharmaka schlucken?

Meine Tassen im Schrank“ beeindruckt durch die offene und humorvolle Weise in der Ellen Forney aus ihrem Leben erzählt. Ihre Darstellungen von den beiden Extremen der Gefühlsskala scheinen mir geeignet selbst dem ausgeglichensten Menschen ein Gefühl für sie zu geben.

Was Ellen Forney über sich und über andere Künstler schreibt die an bipolarer oder unipolarer Depression litten, ergibt einen wichtigen Einblick, nicht nur in die Frage in welcher Verbindung Genie und Wahnsinn stehen. Sondern auch in die Lebensgefahr die von diesen Krankheiten ausgeht.

Eine fünfpfotige Leseempfehlung für diese herausragende Graphic Novel!

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País de muerte

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Ladydi und ihre Freundinnen wachsen in einem kleinen armen Dorf im Dschungel auf. Es ist ein Hügel, auf dem nur Frauen mit ihren Kindern wohnen. Die Männer sind allesamt weggezogen.

In den armen Dörfern Mexicos entführen die Drogenbanden schöne Mädchen. Deshalb werden die Mädchen im Dorf erst als Jungen verkleidet. Und als sie älter sind, werden sie von ihren Müttern möglichst häßlich gemacht.

Die Frauen sind stark und pragmatisch. Sie trotzen ihrem harten Leben und dem alles Umgebenden Tod. Sie graben Erdlöcher für ihre Mädchen, lügen in den Lauf von Maschienengewehren und vergraben Leichen.

Doch trotz ihres Mutes und ihrer Finten sind sie hilflos, als eines der Mädchen erwischt wird. Ladydi möchte weg aus diesem Ort. Aus diesem Dschungeldorf an einer mörderischen Straße Richtung Acapulco.

Gebete für die Vermissten  schreibt ein düsteres Kapitel aus dem Mexico des Drogenkriegs. Das ganze Land ist eine zerbrochene Gemeinschaft. Polizei und Armee sind von Korruption durchsetzt. Die Drogenclans schöpfen unglaublichen Reichtum und überziehen das Land mit Gewalt. Jedes Jahr werden mehr als hunderttausend Frauen und Mädchen entführt und verschwinden für immer in den Abgründen des Menschenhandels. Viele landen in Frauengefängnissen und wenn sie Kinder bekommen, wachsen diese dort auf.

Jennifer Clement hat diesen Frauen und Mädchen eine Stimme gegeben. Ladydi, ihre Freundinnen und ihre Mütter, sie alle eint ein starker Lebenswille und der Mut zu kämpfen wo kaum noch Hoffnung bleibt.

Ein großartiges Buch, das dem Leser trotz des düsteren Themas ans Herz wächst. Eine fünfpfotige Empfehlung! Für mich das beste Buch des ausklingenden Sommers!

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