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Über buecherloewin

Ich lese für mein Leben gern Und trage meine Bücher In meinem weichen Löwenmaul Dahin, ganz unversehrt Was ich in meiner Lese-Jagd Verschlinge schreibe ich dann auf Damit auch Euch die Jagd gelinge Nach großer Freude, ja Erkenntnis Und einem neuen Weltverständnis

Unsichtbar und trotzdem da

Drei Kinder lernen sich in Berlin kennen. Sie gehen zusammen ins Museum und machen eine unheimliche Entdeckung. Unsichtbar und trotzdem da – Diebe in der Nacht ist der Auftakt zu einer Detektivreihe, geschrieben von Boris Pfeiffer.

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Jenny, Addi und Ağan sind sympathische Figuren. Das Kennenlernen der Kinder, und auch die Herleitung ihres unheimlichen Falles sind glaubhaft und spannend erzählt.

Das Motto „Unsichtbar und trotzdem da“ stellt eine bedeutende Stärke von Kinderdetektiven in den Vordergrund: Kinder werden oft übersehen oder nicht ernstgenommen.

Jenny ist sportlich, gewitzt und kennt sich mit Verkleidungen aus. Addi hat reiche Eltern und einen Affen – ist aber dennoch ganz in Ordnung. Und Ağan ist phantasievoll und ein wenig altklug – und er hat eine Schwester bei der Polizei.

Dem Auftakt der Reihe gebe ich eine vierpfotige Leseempfehlung! Sie ist für Mädchen und Jungen geeignet. Ich bin gespannt wie es weiter geht!

4 pfoten

Wind der Veränderung

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In Ihrem Buch „Wünsche“ beschreibt Judith Kuckart eine Frau die ausbricht. Sie bricht aus aus der Kleinstadt in der sie aufgewachsen ist, aus dem Freundeskreis, aus der Ehe mit einem Mann, der früher einmal ihr Vater war.

Jeder kennt wohl das Gefühl etwas im Leben verpasst zu haben. Nachgesagt wird ein Versäumnis oftmals jenen, die in ihrer ersten Beziehung geblieben oder aus ihrem Heimatort nie weggekommen sind.

Was wäre also von Vera, der Protagonisten des Buches zu sagen? Sie, die als Kind mittelloser Eltern von Karatsch und seiner Frau aufgenommen wird. Ihre Tochter wird, doch ohne Adoption, als ein Pflegekind. Die dann, als die Frau von Karatsch stirbt seine Frau wird, ohne dass das Umfeld sich daran stört. Vera hat nicht nur vieles verpasst, es wurden ihr auch viele Möglichkeiten genommen. Aber jetzt bricht sie aus, reist eines Tages einfach nach London mit dem Pass einer Anderen in ein neues Leben.

Judith Kuckart schreibt aus der Perspektive der sechs wichtigsten Figuren. Neben Vera  sind dies fünf ihr nahe stehende Menschen. Das Buch ist spannend geschrieben, zugleich nachdenklich und humorvoll. Der Lebensschmerz ist hier keine (Midlife-)Krise. Er ist eher wie ein Wind, der mal Zweifel aufrüttelt, mal den kalten Gegenwind der Welt bringt und mal im Rücken von Veränderungen heranweht.

Die Unaufgeregtheit des Buches, auch in skurrilen Momenten ist angenehm.

Die Beiläufigkeit mit der manches ernste Thema in der Erzählung untergeht  hat mich jedoch enttäuscht. Ebenso manch eine Schlussfolgerung des Buches. Ich vergebe eine dreipfotige Leseempfehlung.

3 pfoten copy

Am Meer

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Das Meer, weit, kühl, rauschend, schäumend, tragend, verschlingend und bergend. Ein Ort der Sehnsucht, voller Geheimnisse, voller Leben und voll von Gefahren.

Der Roman „Flut“ von Daniel Galera beschreibt das Leben eines jungen Mannes. Er ist ein excellenter Schwimmer doch seine Leidenschaft gilt nicht dem Sport, sie gilt dem Schwimmen. Vor allem dem schwimmen im Meer.

Er zieht nach Garopaba, einem kleinen Ort in Santa Catarina, Brasilien. Er verlässt sein bisheriges Leben um herauszufinden was einst mit seinem Großvater in diesem Ort geschah. Angeblich wurde er ermordet, doch die Leiche wurde nie gefunden. Der Großvater verschwand am Meer.

Gleichzeitig sucht der „Schwimmer“ nach seinem Leben. Sein Vater hat Suizid begangen, mit seinem Bruder ist er zerstritten, seine Frau hat ihn verlassen.

Obgleich er in Garopaba bei seinen Nachforschungen auf eine Mauer des Schweigens trifft, begegnet er allen Menschen hilfsbereit. Nicht nur, weil er sich keine Gesichter merken kann. Sondern auch, weil er niemanden hassen kann.

Die Hündin seines Vaters, Beta, ist ein Anker der Verantwortung in seinem Leben.  Die Leidenschaft mit der er diese Verantwortung wahrnimmt gleicht der, mit der er dem Meer zugetan ist.  In Beta spiegelt sich seine Unfähigkeit zum Groll. Er und der Hund sind die dostojewskijschen Idioten des einundzwanzigsten Jahrhunderts. Die Guten Wesen.

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Daniel Galera führt den Leser in seinem Buch in eine Welt voll skurriler, liebenswerter Charaktere.  Einer davon ist das Meer. Es fordert Fähigkeiten heraus, trägt den schwachen Körper, beherbergt lebendigen Reichtum, wird zum Fluchtpunkt. Oder es wirft sich an Land, bricht große Wellen, wird bedrohlich und enthüllt in der Flut Geheimnisse.

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Es ist ein Buch, das man nicht weglegen mag und das sowohl nachdenklich macht, als auch träumen lässt.

Eine dringende Leseempfehlung mit fünf Pfoten.

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Welt in Farbe

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Mongolei, Ulaanbaatar. Der Finanzminister des unabhaengigen Staats Mongolei auf dem Marktplatz, Stéphane Passet, 22. Juli 1913
Musée Albert-Kahn, Frankreich

Schwarzweißfotografie, so sagt man, hat eine besondere Authentizität. Sie gebe die Farben der Welt nicht verfälscht wieder. Ihre Grauabstufungen ermöglichten eine bessere Darstellung des Wesentlichen.

Schwarzweißfotos aus früheren Zeiten jedoch haben einen Mangel. Sie entrücken das Dargestellte. Die Gesichter scheinen uns wie  griechische Mamorfiguren. Die Kleidung  wie die von alten Puppen. Die Fotos sind aus ihrer Zeit, aus ihrem Kontext, in unsere gefallen. Und während ein Zeitgenosse die grauen Schattierungen gleich dem gewohnten Gegenstand hätte zuordnen können gelingt uns das nicht.

Welche Textur eine zusammengeflickte Lumpenhose oder die Herrenstrümpfe des viktorianischen Zeitalters hatten, das können wir nicht ermessen. Und auch in viele Posen und Gesten anderer Zeiten können wir uns nicht hineinversetzen.

Aus all diesen Gründen ist das Buch „Welt in Farbe – Fotografie vor dem Krieg„, erschienen bei Hatje Cantz, eine Entdeckung.

In diesen Fotografien rücken die Menschen plötzlich über die Jahrhunderte hinweg an uns heran. Eine Wiese ist eine Wiese, ein Stoff ein Stoff und ein Gesicht ein Gesicht.

Ganz unmittelbar wird uns die Alltäglichkeit dieser anderen Zeit bewusst. Man atmete keine marmorne Luft und trug keine Puppenkleider.

Diese Fotografien sind ein Schatz der Kulturen. Sie zeigen Menschen aus aller Welt , Fischer, Bauern, Kinder, Mönche, Herrscher einer längst Vergangenen Epoche. Doch ihre traditionelle Kleidung, ihr Handwerk, ihre Umgebung scheint so selbstverständlich wie die des Nachbarn. Die Gesichter so lebendig und vertraut wie die auf Klassenfotos.

Auch heutige Fotografen können von diesen Bildern lernen, die zwar Fremdes zeigen, denen es aber gelingt die Distanz zu diesem Fremden aufzubrechen statt sie zu betonen. Es ist nicht nur die Farbigkeit der Fotos, es ist auch die Intention des Fotografen die entscheidet.

Albert Kahn, ein reicher Banquier förderte Fotografen die und lies „Les Archives de la planète“anlegen um die Völkerverständigung zu fördern.

Ich empfehle das Buch mit fünf Pfoten

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Drei Detektivinnen

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Es gibt in der Welt der Literatur eine Diskrepanz: Frauen und Mädchen lesen mehr als Jungen und Männer. Aber Helden und Autoren sind zahlreicher als Heldinnen und Autorinnen.

Dieser Diskrepanz wird oftmals damit begegnet, Frauenliteratur und Mädchenbücher zu veröffentlichen. Das ist an und für sich keine schlechte Sache, aber es ist problematisch, wenn Frauen und Mädchen sich in diesen Büchern in einer Rolle wiederfinden, in der Lesen, Wissen und Tätig-Sein lediglich Beiwerk sind. Beiwerk zur eigentlichen Rolle die darin besteht hübsch zu sein, weiblich zu sein und zu lieben.

Kurz gesagt: wenn Frauen und Mädchen vermittelt wird, dass sie eigentlich gar nicht zu lesen brauchen. Jedenfalls nichts Unweibliches, das eventuell auch Männern und Jungs gefallen könnte.

In der Reihe „Die drei !!!„, erschienen im Kosmos Verlag, schlüpfen nun drei Mädchen in Hauptrollen, die kein Junge langweilig finden würde. Sie sind Detektivinnen, die spannende Fälle lösen und sogar bei der Polizei hoch angesehen sind.

Die Reihe wurde in Anlehnung an die ursprünglich amerikanische Serie „Die drei ???“ (The three investigators) entwickelt, die ebenfalls im Kosmos Verlag erscheint. „Die drei !!!“ wurden in Deutschland entwickelt. Dies ermöglicht der Serie einige Vorzüge. Während bei den drei ??? vieles in Schwarz/Weiß gemalt wird, sind bei den !!! auch Grautöne und sozialkritische Überlegungen überzeugend eingebracht.

Die Handlung ist nach Deutschland verlegt, und die Fälle sind realistisch. Außerdem werden  im Privatleben der Mädchen wichtige Themen wie Schlaganfall, oder Patchwork -Familie angesprochen, statt wie des öfteren bei den ??? unrealistische alte Familienfehden bemüht.

ABER. Aber, aber, kaum ein Junge würde wohl ein Buch über die drei Detektivinnen zur Hand nehmen. Dafür dürften schon die „mädchenhaften“ Cover, oft rosa oder mindestens quietschbunt gestaltet, sorgen. (Bei den ??? verspricht das schlichte Schwarz mit unheimlicher Illustration dagegen sofort Spannung).

Am schlimmsten aber finde ich, dass in die DETEKTIVinnen Geschichten eine riesenportion LIEBESgeschichten hineingequetscht wurden. Natürlich auch hier mit sozialkritischem Touch – Liebe über die Schichten und Kulturen hinweg – aber vor allem schnulzig und kitschig! Es wird beschrieben wie der Wind dem Freund durch die süße Frisur streicht und seine Augen leuchten. Natürlich muss auch beim Ermitteln mal das Make-Up aufgefrischt werden. Und in beinahe jeder Unterhaltung werden Liebesprobleme zum Bestandteil.

Ja, diese Bücher werden vermutlich vielen Mädchen gefallen, die nun endlich mal ein Mädchen in spannender Rolle erleben können. Womöglich lesen sie auch über Formulierungen die mir in die Augen stechen hinweg. Aber sie werden auch gleichzeitig bestens auf sogenannte „Frauenliteratur“ vorbereitet. Mädchen können eben nicht ohne ihre Jungs, ohne die Liebe – das ist immer wieder die Botschaft. Und darunter leidet auch die Detektivgeschichte, die sich nun einmal den knappen Platz mit dem Geschnulze teilen muss.

Es ist wirklich schade, dass Bücher, Buchreihen, ja ganze Rubriken für „Die Mädchen“ produziert werden, anstatt einfach Bücher mit Heldinnen und von Autorinnen zu verlegen. Statt mehr Gleichberechtigung zu verwirklichen, werden hier Rollenbilder mit anderen Mitteln zementiert.

Ich kann die Reihe also nicht empfehlen, es sei denn, das betreffende Mädchen liest ohnehin am liebsten über die Liebe – dann wird hier immerhin zusätzlich Aktion und Intelligenz geboten.

Für alle anderen empfehle ich dagegen die Reihe „Unsichtbar und trotzdem da!„, ebenfalls aus dem Kosmos Verlag. Hier wird zwar eine Heldin von zwei Helden flankiert, aber es handelt sich um eine wirklich spannende Detektiv-Serie. Für starke Mädchen sei ansonsten auf Klassiker wie Pippi Langstrumpf Ronja Räubertochter oder Meggie Folchart aus Tintenherz verwiesen.

Trotz der zum Teil guten Ansätze bei den „Drei !!!“ vergebe ich leider nur eine Pfote und zwei Sterne.

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Auf der Suche nach Freiheit und Liebe

adrianmayfieldMitunter kann man den Eindruck gewinnen, die spannendsten, wichtigsten Bücher seien unter den Jugendbüchern zu finden. „Ich, Adrian Mayfield“ ist ein Buch, das diesen Eindruck bestärkt.

Adrian Mayfield ist sechzehn Jahre alt und arbeitet im London des viktorianischen Zeitalters als Ladendiener. Er passt nicht in diesen Beruf und wacht jeden Morgen mit einem Gefühl der Verzweiflung auf. Als er von einem homosexuellen Maler gebeten wird für ihn Modell zu stehen, eröffnet sich Adrian eine neue Welt und ein Zugang zu seinen Gefühlen und seinem Begehren.

Er erkennt, dass er Männer liebt und lässt sich auf ein Verhältnis mit dem Maler Augustus Trops ein. Er lernt eine Welt der Maler und Poeten um Oscar Wilde und Aubrey Beardsley kennen, zu der er sich zugehörig fühlt. Finanziell steht er jedoch noch immer am Rande des Abgrunds.

Bald muss er bei Augustus Trops ausziehen, der ihn darüber aufklärt, dass homosexuelle Handlungen illegal sind und mit zwei Jahren Zwangsarbeit bestraft werden können. Als seine wohlhabenden Freunde über den Sommer ins Ausland reisen wird er zum Prostituierten.

Der Charme dieses Buches liegt in der treffenden einfühlsamen Beschreibung der Charaktere, in der klaren Analyse der Verhältnisse und der Verführung zur Kunst und Literatur. Es ist ein wichtiges Buch, weil es homosexuelle Erotik und Liebe offen beschreibt. Die Absurdität und das zerstörerische Wirken ihrer Illegalisierung und Ächtung wird ebenso deutlich wie die facettenreichen Leiden an der Prostitution. Adrian erkennt „dass jedes Pfund seinen Preis hat[]. Geld war nie einfach nur Geld (…) Man musste immer irgendwie dafür bezahlen.“ (S.471) 

Ich empfehle das Buch mit fünf Pfoten.

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Naturkunde für Kinder

welcherbaumKinder sind liebend gerne draußen. Und sie stellen liebend gerne Fragen. Die Lieblingsfrage ist „Warum?“ aber auch „Was ist das?“ ist beliebt. Schön ist es, wenn man da nicht nur Antworten, sondern auch ein paar spannende Geschichten und Anregungen parat hat.

Das Büchlein „Mein erstes – Welcher Baum ist das?“ steht in der Tradition klassischer Bestimmungsbücher, ist aber ganz auf Kinder (und Eltern) ausgerichtet. Es umfasst die wichtigsten heimischen Bäume und Büsche, die anhand ihrer Blätter leicht bestimmt werden können. Die Zeichnungen der Blätter und Früchte sind auf hohem Niveau. Die Bäume selbst sind nicht abgebildet, jedoch wird ihre Höhe durch ein leicht verständliches Zeichen angezeigt.

Besonders spannend für Kinder sind die zusätzlichen Rubriken im Buch, die als Notizen bei den jeweiligen Pflanzen angefügt sind. Unter der Rubrik „Wichtig zu wissen“ finden sich  Warnungen vor giftigen Pflanzenteilen und spannende Informationen. Warum werden manche Bäume beschnitten, was haben Bäume mit Schießpulver zu tun, warum werden die Blätter im Herbst gelb und rot? Die Rubrik „Erstaunlich“ berichtet von Superlativen der Natur. Die höchsten Wurzeln, der dickste Stamm, das höchste Alter oder ein besonders raffinierter Weg der Verbreitung von Samen.

Besonders gelungen ist die Rubrik „Mach mit!“. Hier finden sich Anregungen erstaunliche Zusammenhänge selbst zu entdecken. Werfen mit Schraubenfliegern, Bäume ertasten, Rinde durchpausen oder sogar einen kleinen Baum pflanzen – das macht Kindern Spaß.

Ich empfehle das Buch allen Eltern die mit wissbegierigem Nachwuchs unter Bäumen gehen mit vier Pfoten.

4 pfoten

 

 

Die Frankfurter Anthologie – eine Einführung in die Welt der Dichtung

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Illustration zu dem Gedicht „Mit leichtem Gepäck“ von Hilde Domin.

Wer die Welt der Dichtung entdecken möchte, weiß manchmal nicht wo er beginnen soll.  Die Frankfurter Anthologie bietet sich schon deshalb an, weil sie in der Zeitung, genauer der Samstagsausgabe der FAZ, dem Leser entgegen kommt. Wer schließlich einen Band der Frankfurter Anthologie kauft findet hier eine Zusammenstellung ausgewählter Gedichte aus allen Epochen.

Jedem Gedicht  ist eine Interpretation beigefügt. Und diese Interpretationen gehören sicherlich zu den Besten die es gibt! Hier wird nicht von oben herab aufgeklärt oder trocken aufgelistet was es an Stilmitteln zu finden gibt, das Gedicht wird nicht zerlegt.

Wie ein Pate befasst sich mit jedem Gedicht eines Bandes ein anderer Interpret. Die Interpretationen öffnen einen Zugang zum Gedicht, machen sowohl auf bedeutende Stilmittel als auch auf Lebensumstände und Ereignisse aufmerksam. Gleichwohl erheben sie keinen Anspruch auf einen „einzig wahren Zugang“ zum Gedicht. Sie treten mit ihm in einen Dialog, der auch dann erhellend ist, wenn man seinen Schlussfolgerungen nicht folgt.

Der Band Nummer 36, 2013 im Fischer Verlag erschienen beinhaltet fünfzig Gedichte und ihre Interpretationen.

Besonders beeindruckt hat mich das Gedicht „Mit leichtem Gepäck“ von Hilde Domin.   Das Gedicht vermittelt wie ungewiss scheinbare Gewissheiten sind. Ein Heim ist kein Heim, es geht so schnell verloren wie all die Gegenstände. Daher rät es, sich nicht zu gewöhnen, mit dem Nötigsten auszukommen. Nur einen Löffel darf man haben „eine Rose,/vielleicht ein Herz/ und, vielleicht,/ein Grab.“ (S.128) Michael Braun berichtet in seiner Interpretation zunächst davon, dass Hilde Domin, nachdem sie 1932 vor der nationalsozialistischen Verfolgung fliehen musste, beinahe dreißig Jahre im Exil lebte. Die Rose ist ihm zufolge ein Symbol für die Sprache, ihren ersten Lyrikband veröffentlichte Hilde Domin unter dem Titel „Nur eine Rose als Stütze“. Ob man ein Herz und ein Grab haben darf ist ungewiss,  Verbrecher gegen die Menschheit haben während der Shoah Millionen von Juden dieses Recht genommen.

 

meinabgott-wIllustration zu dem Gedicht „Du kamst zu mir, mein Abgott, meine Schlange“ von Ricarda Huch

Das einzige Manko dieser Reihe ist für mich die Beschränkung auf deutschsprachige DichterInnen.

Also: Eine fünfpfotige Leseempfehlung für diesen Klassiker! „Der Dichtung eine Gasse“ seit 1974 in der Frankfurter Anthologie.

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Simone de Beauvoir

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Heute ist der 106. Geburtstag der Schriftstellerin und Philosophin Simone de Beauvoir.

Bei dem Verlag „Deutscher Kunstverlag“ ist in der Reihe „Leben in Bildern“ ein Band zu Simone de Beauvoir erschienen. Der schön gebundene, mit großformatigen Schwarz-Weiß Bildern gestaltete Band verbeugt sich vor den hervorragenden Leistungen Bouvoirs.

Simone de Beauvoir veröffentlichte 1949 „Das andere Geschlecht“. Mit diesem Buch und seinem berühmtesten Satz : „On ne nait pas femme, on le devient.“  „Man wird nicht als Frau geboren, man wird es.“  beginnt eine neue Epoche. Die Autorin Ursula März beschreibt ihn als „Schlüsselsatz eines historisch einmaligen Umbruchs (…) der Frauenemanzipation“ (S.7).

Der Band beschreibt einige zentrale Inhalte dieses Buches, wie auch einiger Romane Simon de Beauvoirs. Hauptsächlich befasst er sich jedoch mit ihrer Biographie, mit ihrer Kindheit und Jugend, dem Zusammensein mit Sartre und anderen, ihrer Teilname an politischen Aktionen. Ursula März zufolge hat Simone de Beauvoir in der Nachfolge Rousseaus ihr Leben als „exemplarische Figur, als eine Art Fallgeschichte des Existentialismus“ (S.43) beschrieben.

Dennoch  ist der biographische Anteil des Bandes für meinen Geschmack zu groß. Trotz vieler interessanter Informationen und Impulse wird der Text an manchen Stellen anekdotenhaft und unpräzise. Ich halte es etwa für zweifelhaft, dass Simone de Beauvoir aufgrund des gesellschaftlich-materiellen Abstiegs ihrer Familie eine bleibende Verlustangst entwickelt hat. Eher wahrscheinlich ist, dass der frühe Selbstmord ihrer besten Freundin sie erschüttert hat.

Von diesen Einschränkungen abgesehen kann ich den Band jedoch zum Einstieg in eine Auseinandersetzung mit der bedeutenden Autorin und Philosophin Simone de Beauvoir mit drei Pfoten und vier Sternen empfehlen!

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About reading poetry

You might think, poems were something like a hard maths problem. Secret lingual digits forming a hidden pattern which is not even logic. How should anyone solve it? Or something like a dull mistery. A crime you wouldn’t want to solve, the murder of some lice…

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But that is not what poems are about, though teachers often hint it were so.

Poems are able to cram a whole world into a few phrases or even words.

Truths which can’t be fitted into big dusty volumes jump at you. Thoughts are pressed behind your eyes. Feelings overwhelm you.

Stepping into a different head or time or world through some intent lines you realize as much about yourself as of others.

But all this you might miss – so to avoid such sad a fate:

Dare reading poems!

Just grab a book of fine poetry and flick through it until a word, a capture or a phrase interests you.

Then read on!

Some authors that might interest you: Mascha Kaléko, Gioconda Belli, Emily Dickinson, Nelly Sachs, Erich Fried, Thomas Tranströmer, Christian Morgenstern, Robert Frost.