Der Windelsamurai – Kawaii

Eine unterhaltsame Lektüre mit großem Wissensgewinn. Dieses Buch ist kein literarisches Meisterwerk. Doch es ist gut geschrieben, unterhaltsam zu lesen, und man erfährt so einiges was man in Japans großartiger Literatur, siehe Harumi Murakami oder Hiromi Kawakami bisher nicht erfahren hat. Denn hier erzählt keine Japanerin, sondern eine nach Japan Ausgewanderte.
Susanne Steffen lebt mit ihrem Mann Ryunosuke, einem Angestellten im Rathaus, in einer winzigen Wohnung in Tokyo. Sie ist selbstständig, und als sie schwanger wird beschließt ihr Mann Ryunosuke den neu eingeführten Erziehungsurlaub für Väter zu nehmen, damit sie weiterhin arbeiten kann.
Sein Chef genehmigt ihm sogleich eine ganze Woche… wie daraus letztlich drei Jahre werden, liest man mit viel Lachen und in einem durch.
Dieser Blick aus einer anderen Kultur heraus sieht Besonderes, wo Japaner Selbstverständlichkeiten sehen. Manchmal schrammt das Buch hart an Klischees und dem Stil von Dokumentationen a la ‚So skurril ist Japan‘, andererseits werden gerade diese Sichtweisen aufs Korn genommen bis nur noch das Fünkchen Wahrheit davon übrig bleibt.
Man erfährt spannende Details über Japanisches Familienleben, die Sprache, Bestattungssitten, Shintoismus und Buddhismus und die Ahnenpflege. Außerdem geht es um interkulturell gültige Probleme der neuen, coolen Väter.
Und um Konflikstrategien wie etwa das Tana-age, Ryunosuke’s bewährtes aussitzen statt ausdiskutieren.
Besonders berührt hat mich auch der enthaltene Bericht über die große Katastrophe in Japan, das Erdbeben, den Tsunami und Reaktorzusammenbruch in Fukushima.
Eine viereinhalbpfotige Leseempfehlung!!!

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