In Ihrem Buch „Wünsche“ beschreibt Judith Kuckart eine Frau die ausbricht. Sie bricht aus aus der Kleinstadt in der sie aufgewachsen ist, aus dem Freundeskreis, aus der Ehe mit einem Mann, der früher einmal ihr Vater war.
Jeder kennt wohl das Gefühl etwas im Leben verpasst zu haben. Nachgesagt wird ein Versäumnis oftmals jenen, die in ihrer ersten Beziehung geblieben oder aus ihrem Heimatort nie weggekommen sind.
Was wäre also von Vera, der Protagonisten des Buches zu sagen? Sie, die als Kind mittelloser Eltern von Karatsch und seiner Frau aufgenommen wird. Ihre Tochter wird, doch ohne Adoption, als ein Pflegekind. Die dann, als die Frau von Karatsch stirbt seine Frau wird, ohne dass das Umfeld sich daran stört. Vera hat nicht nur vieles verpasst, es wurden ihr auch viele Möglichkeiten genommen. Aber jetzt bricht sie aus, reist eines Tages einfach nach London mit dem Pass einer Anderen in ein neues Leben.
Judith Kuckart schreibt aus der Perspektive der sechs wichtigsten Figuren. Neben Vera sind dies fünf ihr nahe stehende Menschen. Das Buch ist spannend geschrieben, zugleich nachdenklich und humorvoll. Der Lebensschmerz ist hier keine (Midlife-)Krise. Er ist eher wie ein Wind, der mal Zweifel aufrüttelt, mal den kalten Gegenwind der Welt bringt und mal im Rücken von Veränderungen heranweht.
Die Unaufgeregtheit des Buches, auch in skurrilen Momenten ist angenehm.
Die Beiläufigkeit mit der manches ernste Thema in der Erzählung untergeht hat mich jedoch enttäuscht. Ebenso manch eine Schlussfolgerung des Buches. Ich vergebe eine dreipfotige Leseempfehlung.