Die Kraft der Liebe bindet über Ängste und Enttäuschungen hinweg, sie kann beflügeln und sie kann lähmend und zerstörerisch wirken. In Ihrem neuen Buch „Für den Rest des Lebens“ widmet sich die israelische Autorin Zeruya Shalev den Wirren des Liebens und Geliebtwerdens, des Anhängens und des Abstoßens dreier Generationen einer Familie. Die Allgemeingültigkeit der meisterhaft beschriebenen Verwicklungen von Mann und Frau, Eltern und Kindern, wird noch bereichert von der Beschreibung der besonderen israelischen Umstände. Die besondere Lebensweise im Kibbuz, die allgegenwärtige Bedrohung durch Ungerechtigkeit und Krieg in der Region und die Auswirkungen des Holocaust bestimmen die Geschichte der Familie entscheidend.
Die Geschichte beginnt mit Chemda, die mit Ihren Eltern in einem Kibbuz aufwächst. Der Vater ist ehrgeizig und streng, die Mutter größtenteils abwesend. Chemda ist eine Geschichtenerzählerin und Träumerin, doch der Vater, der sie erzieht, will aus Angst vor diesen unnormalen Eigenschaften ein praktisches, mutiges und normales Mädchen aus ihr machen. Die Schläge und Einschüchterungen des Vaters und die Abwesenheit der Mutter hindern Chemda an der Entfaltung ihrer Fähigkeiten und Gefühle.
Warum binden wir uns an den Einen und nicht an den Anderen? Tut die Liebe uns gut, können wir sie erwiedern? Wann liebt ein Kind seine Eltern, und wann lieben die Eltern ihr Kind? Wann ist Liebe einengend, wann befreiend? Warum verwandelt sie sich manchmal in einen Kreislauf des Hasses? Diese Fragen beschäftigen Chemda und ihre Kinder Dina und Avner sowie ihre Partner und Kinder. Und auch wenn diese Fragen niemals völlig geklärt werden können, so entdecken Shalevs Figuren und wir mit Ihnen Entscheidendes dazu. Geschichten müssen erzählt werden, Nähe ist möglich und auch das Verzeihen. Insbesondere dann wenn aufgesetzte Vorstellungen abgestriffen und Barrieren fallengelassen werden können. Das Schmerzhafte können wir nicht abschaffen. Aber wenn es gelingt Raum zu schaffen, Raum in dem das Schmerzhafte, das Selbst, der Andere keinen Haß erzeugt, dann tut es sehr viel weniger weh.
Dringende Leseempfehlung von mir!!!