Ein schönes kleines Buch voller Poesie. Hans Stilett erzählt in kurzen Texten von seiner Kindheit. Es gelingt ihm die Erfahrungen des Jungen der er mal war gegenwärtig und lebendig zu machen. Er bewahrt so in der Erzählung Begebenheiten aus lange vergangenen Tagen, mach sie anschaulich. Und zugleich ruft er Erinnerungen ins Gedächtnis die in Variationen der eigenen Kindheit zugehören.
Eingeleitet wird das Buch von einem Montaigne Zitat: Ein kleiner Mensch ist ein ganzer Mensch, genauso wie ein großer. Ein Kind erfährt und fühlt und weiß, genau wie ein Erwachsener, der Blickwinkel mag ein anderer sein, nicht aber der Gehalt an Wahrem.
Schmelzende Schneeflocken auf dem Handschuh, Phantasien nach einem Sonnenstich, Beerenpflücken, Holzklauben, spielen mit den Freunden, erste Verliebtheit aber auch Tod, Krankheit und politische Unruhen erlebt der kleine Hans an seinem Kindheitsort Eulenrod.
Anrührend sind seine Beschreibungen der Mutter, die oft wenn alle lachen nach oben oder nach unten schaut, der er vertrauen kann und die einen Blick für das Schöne hat.
Faszinierend sind die Beschreibungen der damaligen Sitten, die gemeinsame Totenwache, das gemeinsame Backen, das Kohlenklauben und Beerenpflücken.
Ich kann das Buch jedem empfehlen, der einmal in die Zeit der eigenen Eltern oder Großeltern eintauchen mag (Generation um 1920). Hier wird der Alltag dieser Generation so dicht und nachvollziehbar beschrieben, wie man es von den Großeltern gerne gehört hätte. Es berichtet nichts außergewöhnliches, aber das außergewöhnlich gut.