Der Wagenbach Verlag feiert dieses Jahr seinen zweihundertsten Band in der Reihe SALTO. Das sind hochwertige, in rotes Leinen gebundene Bücher mit wertvollen Inhalten, die noch dazu preiswert erhältlich sind. Wahre Bücherschätze also. Ich feiere dieses Jubiläum mit dem Autor, der mich zu Wagenbach gebracht hat, und dessen Lyrik wie Prosa mich schon seit Jahren begeistert: Erich Fried.
Im Herbst 2009 erschien der 166. Salto Band, Alles Liebe und Schöne, Freiheit und Glück Briefe von und an Erich Fried. Dieser Band, zusammengestellt von einer Gruppe von Studenten, die an der Universität Wien ein Fried Seminar bestritten hatten war für mich eine Entdeckung.
Erich Fried als Briefeschreiber kennenzulernen, und das in einem so schön zusammengestellten Band, dessen einziges Manko ist, dass man sich ihn umfangreicher wünscht, lohnt sich für jeden der Fried zu schätzen weiß.
Der Band strotzt nur so von wunderschönen Formulierungen und klaren Gedanken, nicht nur von Erich Fried, sondern auch von seinen Korrespondenten, unter anderem Heinrich Mann, Paul Celan, Jean Amery und Ilse Aichinger.
Die Briefe gewähren Einblick in die Situation in der Emigration, die Schwierigkeiten der Fluchthilfe, der Überschattung durch die Grausamkeiten im von Nazideutschland gegeißelten Europa, in die aufgeladene Stimmung zur Zeit von RAF und Rasterfahndung. Aber auch Einblicke in eine Dichterwerkstatt, in tiefsinnige und schöne Liebesbriefe, literarisches Mit- und Gegeneinander und in die Kunst auch auf tiefe Verletzungen und polemische Angriffe so zu antworten, dass die Würde des anderen wie die Eigene gewahrt bleiben.
Erich Fried nimmt sein Gegenüber ernst, und das erlaubt es ihm tiefsinnige Beobachtungen und zugleich Wärme zu vermitteln.
Paul Celan schreibt an Erich Fried, dass er sich gemeinsamen Gedanken und Gefühlen bewußt ist, die sie „nur stumm zu tauschen verstehen, weil ihre Sprache längst beim Schweigen in der Lehre steht“ (S.20) und Heinrich Mann beschreibt Erich Frieds enorme Ausdrucksfähigkeit an den Grenzen des sagbaren mit dem Lob, dass in seinen Gedichten „auch das Geahnte seinen geheimnisvollen Weg in das Wort nimmt“ (S.14).
Also, lest dieses Buch! Eine fünfpfotige Leseempfehlung für den schönen roten Band, weitere Empfehlungen zur Reihe SALTO folgen in Kürze…
PS: Eine sehr schöne Idee, dass im Innern des Buchumschlages eine bunte Sammlung von Signaturen Erich Frieds abgebildet ist…