Archiv der Kategorie: Sachbuch

Falsch gespart

vogel

Tote Vögel waren die ersten Anzeichen eines Ausbruchs des West Nil Virus. Die übertragenden Mücken vermehrten sich in ungepflegten Pools zwangsgeräumter Häuser in Kalifornien.

Politische Maßnahmen haben Auswirkungen auf die Bevölkerung die Ihnen unterworfen wird. Manche Auswirkungen sind gewollt, andere ungewollt. Anhand der Auswertungen empirischer Daten oder der Analyse nach theoretischen Modellen können Vorhersagen über diese Auswirkungen getroffen werden.

Die Autoren von Sparprogramme töten haben anhand empirischer Daten den Umgang von Staaten (-gemeinschaften) mit wirtschaftlichen Rezessionen in der Gegenwart und der Vergangenheit untersucht.

Dabei stellten Sie fest, dass wann immer in Rezessionen Sozialprogramme massiv gekürzt wurden die allgemeine Sterblichkeit sowie die Selbstmordrate statistisch signifikant anstiegen. In Ländern hingegen, in denen Sozialprogramme von Sparmaßnahmen im Zuge einer Rezession verschont blieben, hielt sich dagegen nicht nur der Gesundheitsstandard, auch die Wirtschaft erholte sich signifikant besser.

Von den Autoren untersuchte Beispiele sind unter anderem die Weltwirtschaftskrise und der „New Deal“ in den USA, die Postkommunistische Ära in unmittelbar und allmählich privatisierten Staaten, die Asienkrise und die aktuelle Wirtschaftskrise.

Sowohl Island als auch Griechenland standen im Zuge dieser Krise vor der Staatspleite. Island beantragte Hilfe beim IWF und sollte drastische Sparprogramme einführen. Nach einer demokratischen Abstimmung entschieden sich die Isländer aber dagegen die Banken auf Kosten des Sozialsystems zu retten. Stattdessen wurden die Ausgaben in diesem Bereich noch erhöht um Menschen wieder in Arbeit zu bringen. Die Wirtschaft erholte sich gerade durch erhöhte Investitionen im sozialen Bereich.

In Griechenland wollte der damalige Ministerpräsident Papandreou ebenfalls zur Wahl stellen, ob das Land im Gegenzug für die Rettung der Banken einem drastischen Sparprogramm zustimmen sollte. Doch unter internationalem Druck wurde die Abstimmung abgesagt. Welche Schande, wie hier die Prinzipien der Demokratie untergraben wurden! Noch dazu, wenn man sich vergegenwärtigt welche Katastrophe sich durch die massiven Einsparungen im Gesundheits- und Sozialsystem Griechenlands abspielt.

Von einer verlorenen Generation ist die Rede, das Gesundheitssystem ist soweit kollabiert, dass sich Malaria und Tuberkulose wieder ausbreiten. Dreissig Prozent der Bevölkerung haben keine Krankenversicherung mehr, die Kindersterblichkeit ist massiv angestiegen.  Man wünscht den Griechen, dass sie damals den Sparplan ausgeschlagen hätten. Kürzlich haben sie wieder in einer demokratischen Wahl ihren Willen dazu bekundet die Vereinbarungen aufzukündigen.

Wie wichtig es ist den Effekt von politischen Maßnahmen auf Lebenserwartung und Gesundheit zu berücksichtigen und wie lohnenswert, das zeigen David Stuckler und Sanjay Basu in Ihrem Buch beeindruckend. Eine fünfpfotige Leseempfehlung!

5 pfoten copy

 

 

Arztroman

einsatz

Der Arztroman von Kristof Magnusson ist eine spannende, kurzweilige Lektüre. So ganz anders als die Serien und Heftchen auf die der Titel anspielt, erzählt er aus einem realistischen Arbeitsalltag einer Notärztin. Daher eine Kaufempfehlung von mir!

Anita Cornelius ist zusammen mit ihrem Kollegen Maik in Berlin mit dem Notarzt- Einsatzfahrzeug unterwegs. Ein Auto, das gegen einen Brückenpfeiler gefahren ist. Jemand bekommt keine Luft mehr. Der Sturz einer älteren Frau. Dies sind nur einige der Einsätze der beiden.

Das Privatleben von Frau Doktor fand ich allerdings trotz moderner Themen und einer Menge Sprachwitz nicht ganz so gelungen. Denn alles dreht sich um Männer. Der Sohn, der Exmann und dann gibt es da auch noch den Aufriss. Und den Kollegen und besten Freund. Diese Frau scheint keine einzige Freundin zu haben. Schade!

Dennoch erhält der Arztroman eine vierpfotige Empfehlung von mir. Die literarisch gelungene Beschreibung eines Ärztelebens würde ich nicht missen wollen.

4 w pfoten

 

German for Kids

Deutsch als Fremdsprache zu erlernen ist nicht besonders einfach. Kindern fällt es leichter als Erwachsenen, besonders wenn sie ständig von der neuen Sprache umgeben sind.

In einem Umfeld in dem nur Deutsch gesprochen wird, in der Schule, dem Kindergarten oder dem Verein.

Was können Eltern noch tun um ihre Kinder zu fördern? Zum Beispiel deutsche oder zweisprachige Bücher mit den Kindern ansehen.

Eine ganz tolle Möglichkeit für Eltern und Kinder die noch keine deutschen Texte lesen können sind Bücher mit Ting Funktion. Über den Ting Stift können die Kinder den Text der Bücher in korrekter Aussprache anhören. Und auch die Eltern können etwas lernen!

Im Langenscheidt Verlag gibt es zwei sehr gelungene Wörterbücher für Kinder. Für jüngere Kinder das „Mein tierisch tolles Bildwörterbuch Deutsch“ und für ältere Kinder das „Langenscheidt Grundschulwörterbuch Deutsch“

Im „Langenscheidt Grundschulwörterbuch Deutsch“ werden 2000 Begriffe erklärt. Zu jedem Begriff gibt es eine Abbildung. Das einzelne Wort kann dazu ebenso angehört werden, wie das Wort im Zusammenhang eines kurzen Satzes. Das Wörterbuch kann durch sein Register sehr gut zum Nachschlagen einzelner Begriffe genutzt werden. Am Ende des Buches gibt es noch 19 Bildseiten mit Spielen für den Ting Stift. Hier können Kinder auf unterhaltsame Weise zu verschiedenen Themengebieten, wie Straßenverkehr, Picknick, Schule und Spielplatz Wörter im Zusammenhang lernen und wiederholen. Außerdem sind am Ende auch einige Begriffe aus dem Schulhof-Slang mit aufgenommen.

Das „tierisch tolles Bildwörterbuch Deutsch“ ist mit 64 ganzseitigen, liebevoll illustrierten Themenseiten mit einem Glossar am Rand der Seite besonders kindgerecht. Die Wimmelbilder und die Spiele sind sehr abwechslungsreich.

Doch wie geht es weiter, wenn die Sprachkenntnisse schon besser geworden sind? Hier lohnt sich ein Blick zum Tessloff Verlag. In der Reihe Was ist Was Junior sind inzwischen einige Bände für den Ting Stift erschienen. Hier kann sich das Kind also ganz nach seinen Interessen richten. Und ganz nebenbei seine Sprachkenntnisse weiter verbessern. Zwei Bände die ich im Hinblick darauf getestet habe sind „Was ist was Junior – Im Einsatz! Polizei & Feuerwehr“ und „Was ist Was Junior – Auf geht’s zum Fußball“

Fußball und Feuerwehr Fans kann man von diesen Büchern kaum noch wegbekommen. Sie sind gelungen illustriert, realistisch und doch freundlich. Und in beiden Bänden sind sowohl Frauen und Mädchen als auch Jungen und Männer präsent.

Die Informationstexte und auch der Handlungsrahmen ist jeweils sehr gelungen. Im Fußball-Buch lernen wir einen kleinen Verein kennen, ein Profi-spiel, die Regeln für Spiel und Training und schließlich erfahren wir einiges über den Fußball weltweit. Im Polizei und Feuerwehr-buch gibt es erst einen Computer-Diebstahl aufzuklären und danach sehen wir die Feuerwehr bei verschiedenen Einsätzen.

Wenn man einzelne Personen an-tippt, sagen diese etwas, das zur Situation passen und die Atmosphäre wiedergeben soll. Zu diesen Texten werden auch Hintergrundgeräusche eingespielt. Den Kindern gefällt das sehr. Allerdings: das was die Figuren sagen ist nicht immer gelungen. Manchmal ist es ein wenig klischeehaft oder abwegig. Darüber sollte man mit den Kindern sprechen. Während die Infotexte Fakten bieten sind sie Sprechtexte der Personen eben Fiktion. Sie geben nur wieder, wie sich etwas abspielen könnte.

Learning german isn’t easy. Children learn languages very fast, especially, if they are sourrounded by a new language. What can parents do to help their child? They can read german or bilingual books with them.

A great opportunity for parents and kids who can’t read german yet are books for the ting pen. Through the pen, the kids can listen to the book’s text in correct pronounciation. And the parents can learn a lot as well!

Two very good books for kids are: „Mein tierisch tolles Bildwörterbuch Deutsch“ for younger kids and „Langenscheidt Grundschulwörterbuch Deutsch“ for older kids.

The „Langenscheidt Grundschulwörterbuch Deutsch“ explains 2000 words. It has got a good register to check up on words. Every word is depicted. The kids can listen to the word single and in the context of a short sentence. At the end of the book are nineteen pages with pictures on different topics, for example school, traffic, playground or picknick. On these pages the children can play small games with the Ting pen.

Additional to the books from Langenscheidt, I recommend the Was ist Was Junior books for Ting, by Tessloff. If there is any topic your child is really interested in, it can improve it’s language skills while reading about it.

Chinesisch hören

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Das Bildwörterbuch Chinesisch von Langenscheidt bietet nicht nur einen großartigen Einblick in eine der ältesten Sprachen der Welt, sondern auch einen Eindruck von der schier unüberschaubaren Vielfalt Chinas.

Da die chinesische Aussprache mit ihren vier Tönen und den An- und Auslauten sehr ungewohnt ist, ist es eine tolle Hilfe zum erlernen neuer Vokabeln diese per Ting Stift anhören zu können.

Das Buch enthält über 4000 Bildeinträge, zu denen mit dem Ting Stift chinesisch gesprochenen Audiodateien hoher Qualität abgespielt werden können. Ting heißt auf chinesisch übrigens hören.

Das Buch deckt dabei von generellen Themen wie Zahlen und Ländernamen über Aktivitäten und Orte wie Flugreisen und Parks bis hin zu den chinesischen Festtagen und Verwandtschaftsbezeichnungen beinahe jedes erdenkliche Thema ab. Es gibt sogar eine Seite zu Katastrophen und Umweltverschmutzung.

Die Abbildung geben einen Einblick in das moderne China und seine Traditionen, wie ich es detaillierter noch nie gesehen habe. Hier erfährt der aufmerksame Betrachter einiges über den städtischen Alltag in China, beliebte Gerichte, Freizeitaktivitäten, über chinesische Medizin, über Schönheitsideale, Kunst und vieles mehr.

Allerdings sollte man sich darüber im Klaren sein, dass in diesem Buch kein einziger chinesischer Satz vermittelt wird. Es handelt sich um ein reines Wörterbuch. Meiner Ansicht nach wären ein paar Seiten zur grundlegenden Kommunikation eine tolle Ergänzung gewesen.

Das Buch ist für jeden der chinesisch lernen will oder sich für China interessiert sehr lohnenswert und ich empfehle es mit fünf Pfoten,

5 pfoten copy

 

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Bei Droemer ist ein wichtiges Buch erschienen: „Die globale Überwachung“. Glenn Greenwald schreibt über Edward Snowden und die durch ihn aufgedeckte globale Überwachung durch die NSA und mit ihr verbündete Geheimdienste.

Greenwald beschreibt, wie er durch Snowden kontaktiert wurde und sich, zusammen mit der Dokumentarfilmerin Laura Poitras , in Hongkong mit ihm traf.  Er beschreibt die Veröffentlichungen der ersten NSA Dokumente und ihre Folgen. Außerdem werden im Buch zahlreiche NSA Dokumente abgedruckt und die Überwachungsprogramme werden beschrieben. Welche Gefahren die Massenüberwachung birgt und warum der Journalismus statt Regierungstreue zu zeigen die Pressefreiheit nutzen sollte beschreibt Glenn Greenwald ebenso treffend.

Glenn Greenwald hat ein sehr wichtiges Buch geschrieben. Wichtig, weil es den Skandal um die Überwachung der NSA im Zusammenhang zeigt, plausibel die Folgen der Überwachung beschreibt, und nicht zuletzt weil es der Diffamierung von Edward Snowden etwas entgegensetzt.

Eine fünfpfotige Leseempfehlung!

 Glenn Greenwald has written an very important book about Edward Snowden and the mass-surveillance he uncovered: „No Place to Hide“.

Greenwald describes how he was contacted by Snowden and how he and Laura Poitras first met him in Hongkong.  Greenwald writes fluently and compelling. In the book Greenwald gives further insight into Edward Snowdens reasons to become a whistleblower and to publish his name.

Some of the NSA documents are shown in the book and all  mass-surveillance programs of the NSA and allied intelligence that have been uncovered up to now are explained.Then Glenn Greenwald explains why mass surveillance is such a threat for a free society and why it is so important to have freedom of press.  A must-read!

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Die Rosa – Hellblau – Falle

astronautinAstronautin begrüßt Außerirdische

In ihrem Buch“Die Rosa-Hellblau-Falle“ schreiben Almut Schnerring und Sascha Verlan, Eltern von drei Kindern, über Rollenklischees und Möglichkeiten ihrer Überwindung.

Aber warum sollten Genderklischees überhaupt ungerecht sein? Gibt es nicht biologische Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen? Berücksichtigen wir nicht einfach unterschiedliche Bedürfnisse? Wäre es nicht Gleichmacherei Mädchen und Jungen identisch zu behandeln?

Es geht den Autoren nicht darum biologische Faktoren für unterschiedliches Verhalten kategorisch auszuschließen. Sie zeigen aber, dass die heutigen Genderklischees aus einer patriarchalen Gesellschaftsordnung stammen, in der Frauen dem Mann klar untergeordnet waren. Einer Gesellschaftsordnung also, die weder naturgegeben noch erstrebenswert ist.

In den Klischees wird eine Benachteiligung und Einschränkung konserviert, die im Grunde längst obsolet ist.  Da Männer und Frauen heutzutage im wesentlichen die gleichen Aufgaben übernehmen sollen hat die Dichotomie der Geschlechter als Orientierung für Bildungsgang und Berufswahl ausgedient.

Wie aber kann man es verhindern seine Kinder in Genderklischees zu zwängen? Dazu geben die Autoren viele Tipps. Eigene  Rollenvorstellungen dürfen hinterfragt werden. Ebenso die Gender-Konzepte von Marketingstrategen und Aufmacher aus Politik und Medien. Soziologische und Psychologische Studien, Interviews und erschreckende Beispiele aus der Warenwelt schärfen die Wahrnehmung und liefern zugleich profunde Argumente gegen die Ungleichbehandlung.

fußballmitpapaFußball mit Papa.

Neben Familie und Freunden sind es die Bildungsinstitutionen, in denen Kinder die meiste Zeit verbringen. Und auch hier spielt das Geschlecht eine große Rolle. Vor noch nicht allzu langer Zeit war höhere Bildung den Jungen und Männern vorbehalten. In vielen Ländern wird um die Abschaffung dieser Ungerechtigkeit noch gekämpft.

Doch auch bei uns ist Gender immer wieder ein wichtiges Thema. Sind die Jungen gar zum schwachen Geschlecht geworden während die leistungsbereiten Mädchen an Ihnen vorüberziehen? Liegt das womöglich am Mangel an männlichen Vorbildern? Weit gefehlt! Was den Jungen in der Schulzeit in die Quere kommt ist gerade das „männliche“ Verhalten, das lernen für uncool erklärt. Aber viel entscheidender für den Bildungserfolg ist leider noch immer die Schichtzugehörigkeit.

Außerdem überflügeln die Mädchen nur bis kurz nach dem Abitur die Jungen. Bei den höheren Bildungsabschlüssen kehrt sich das Verhältnis um. Hieran ist zu erkennen, dass immer noch an der Bildungsgerechtigkeit für Mädchen gearbeitet werden muss und auch Jungen vom Aufbrechen der Genderklischees profitieren können.

polizistinMotorradpolizistin

Im letzten Jahrzehnt  wurde bei allen erdenklichen Produkten, vom Taschentuch bis zum Keks, die Markenidentität aufgebohrt, um immer mehr Varianten in Geschmack, Komposition oder Farbgebung anzubieten. Zum einen ermöglichte dies den Herstellern, Novitäten anzupreisen. Zum anderen konnte der Umsatz gesteigert werden wenn verschiedene Varianten eines Produktes gekauft wurden.

Produkte die auf nur ein Geschlecht ausgerichtet sind passen in dieses Konzept. Nun genügt es nicht mehr Spielfiguren zu kaufen, es müssen Figuren für Jungen oder eben für Mädchen sein. Inzwischen hat sich diese gewinnbringende Aufteilung auf viele Warengruppen ausgedehnt.

Wie aber kann man sich wehren? Die Autoren schlagen vor sich diese Eingrenzung von Außen bewusst zu machen. Warum nicht einen Fußball für ein Mädchen kaufen und eine Fee für einen Jungen? Immer wenn das Gefühl „Aber das ist doch nur für ein Geschlecht geeignet…“ aufkommt noch einmal überlegen: Es geht um Spaß beim Spielen. Das sollte das Auswahlkriterium sein.

Eine weitere Methode ist das Zweckentfremden. Kinder tun es beim spielen ohnehin, denn in ihrer Phantasie wird aus der rothaarigen Meerjungfrauen-Figur mal eben Pippi Langstrumpf und dann eine Tanzlehrerin. Aber auch Eltern können Spielsachen in einen neuen Kontext stellen. Es aus den rosafarbenen oder blauen Verpackungen nehmen und neu zusammenstellen. Alle Abbildungen in diesem Beitrag wurden von solchen neu zusammengesetzten Figuren gezeichnet.

hexeunddracheHexe fliegt mit Drachin.

Einen großen Einfluss auf Kinder und ihre Selbstwahrnehmung haben auch Bücher, Filme und andere Medien. Oft darf der Junge oder Mann das Spannende machen während die Mädchen und Frauen vor allem hübsch und passiv sind.

In Filmen sprechen Frauen meist nur miteinander, wenn es um einen Mann geht.  In einem Buch über eine Kreuzfahrt  will das Mädchen sonnenbaden und der Junge Piraten treffen. Hier werden nicht nur Gender-rollen wiedergegeben, sie werden verstärkt. Und auch die Verlage haben entdeckt, dass durch die Einteilung Bücher-nur-für-Jungen und Bücher-nur-für-Mädchen der Umsatz gesteigert werden kann.

Jungen, so heißt es mögen einfach keine Bücher lesen, in denen Mädchen die Handelnden sind. Nun, wenn die Cover dann Pink sind und die Mädels dauernd über Schminke quatschen mag das sein. Aber solche Bücher sind auch für Mädchen langweilig und ab 12 peinlich.

Aber Frauen sind in den Medien nicht nur passiv. Sie werden auch zum Objekt. Am Auffälligsten ist dies in der Werbung. Da werben Plakate mit einer nachgestellten Vergewaltigung, mit Frauenbeinen oder einfach so mit nackten Frauen. Ein interessantes Projekt entlarvt diesen widerwärtigen Sexismus durch die Umkehrung der Geschlechter: Männer posieren.

lefriseurFriseur mit Kundin.

Die entscheidende Frage ist nicht, inwieweit biologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern bestehen. Die entscheidende Frage ist, wie wir gesellschaftlich eine gerechte Behandlung beider Geschlechter umsetzen können. Wir alle können davon profitieren! Eine fünfpfotige Leseempfehlung für die „Die Rosa-Hellblau-Falle“ .

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Naturkunde für Kinder

welcherbaumKinder sind liebend gerne draußen. Und sie stellen liebend gerne Fragen. Die Lieblingsfrage ist „Warum?“ aber auch „Was ist das?“ ist beliebt. Schön ist es, wenn man da nicht nur Antworten, sondern auch ein paar spannende Geschichten und Anregungen parat hat.

Das Büchlein „Mein erstes – Welcher Baum ist das?“ steht in der Tradition klassischer Bestimmungsbücher, ist aber ganz auf Kinder (und Eltern) ausgerichtet. Es umfasst die wichtigsten heimischen Bäume und Büsche, die anhand ihrer Blätter leicht bestimmt werden können. Die Zeichnungen der Blätter und Früchte sind auf hohem Niveau. Die Bäume selbst sind nicht abgebildet, jedoch wird ihre Höhe durch ein leicht verständliches Zeichen angezeigt.

Besonders spannend für Kinder sind die zusätzlichen Rubriken im Buch, die als Notizen bei den jeweiligen Pflanzen angefügt sind. Unter der Rubrik „Wichtig zu wissen“ finden sich  Warnungen vor giftigen Pflanzenteilen und spannende Informationen. Warum werden manche Bäume beschnitten, was haben Bäume mit Schießpulver zu tun, warum werden die Blätter im Herbst gelb und rot? Die Rubrik „Erstaunlich“ berichtet von Superlativen der Natur. Die höchsten Wurzeln, der dickste Stamm, das höchste Alter oder ein besonders raffinierter Weg der Verbreitung von Samen.

Besonders gelungen ist die Rubrik „Mach mit!“. Hier finden sich Anregungen erstaunliche Zusammenhänge selbst zu entdecken. Werfen mit Schraubenfliegern, Bäume ertasten, Rinde durchpausen oder sogar einen kleinen Baum pflanzen – das macht Kindern Spaß.

Ich empfehle das Buch allen Eltern die mit wissbegierigem Nachwuchs unter Bäumen gehen mit vier Pfoten.

4 pfoten

 

 

Wie die Familie das Leben prägt

elternkinder

Eltern und Kinder stehen sich meist ihr Leben lang nahe. Welchen Einfluss haben Sie aufeinander? Wie gestalten Sie Ihre Beziehung? Wie sehen Sie sich gegenseitig?

In ihrem Buch „Liebe Lebenslänglich“ beschreibt Ursula von Arx vierzehn Familien, je aus der Perspektive eines Elternteils und eines Kindes.  Ganz unterschiedliche Lebensläufe geben hier Antworten auf die obigen Fragen. Antworten, die diese Fragen nicht auflösen, aber ihnen Tiefe geben.

Eltern und Kinder können nur sie selbst sein, nicht perfekt. Und unsere Welt ist es ohnehin nicht.

Mal unterscheidet die Eltern und die Kinder nicht viel, mal sind es Welten. Mal reden sie aneinander vorbei, mal finden sie sich trotz aller Unterschiede. Und auch eine Familie aus vier Elternteilen wird vorgestellt und berichtet von den gleichen Elternsorgen und Kinderfreuden.

Das Buch beruht auf Interviews. Sie sind zu schön lesbaren Texten zusammengefasst, die immer wieder zwischen den Erzählungen des Elternteils und denen des Kindes wechseln.
Zweimal spricht nur eine Seite, da der Vater beziehungsweise der Sohn nicht mehr lebt. Die Perspektive der Autorin kommt dazu und an einigen wenigen Stellen stören ihre Einordnungen, weitestgehend gelingt jedoch eine ausgeglichene Neutralität.

Sehr beeindruckend ist unter anderem der Bericht über einen Sohn der dem Kreislauf der Gewalt im Elternhaus entkommt, der Bericht über eine kleinwüchsige Tochter und ihrer Mutter die voller Lebensfreude sind und über die Tochter einer Künstlerin, die in der „normalen“ Umgebung abgelehnt wird und schließlich doch ihren Weg findet.

Besonders verdienstvoll ist der Beitrag zu einer Familie, deren Sohn Selbstmord begangen hat. Hier wird die Frage vom Einfluss der Eltern und der Eigenständigkeit des Kindes existentiell. Aufgelöst werden kann sie nicht.
Es bleibt die Erkenntnis, dass Selbstmord nicht tabuisiert werden sollte. Das darüber gesprochen werden muss, auch wenn das Vokabular erst nach und nach gefunden wird.
Manchmal kommen Menschen in eine Situation, in der das Leben selbst für sie so schmerzhaft ist, dass sie es kaum aushalten können. Es ist traurig, wenn sie durch diesen Schmerz sterben weil sie keinen Ausweg  sehen.

Offene Gespräche können vieles relativieren und  viel Kraft geben. Daher sollte unsere Gesellschaft die Traurigkeit nicht an Spezialisten abschieben sondern in ihrer Mitte zulassen.

Es ist schön, dass in diesem Buch die Eltern zu Wort kommen, die ihren Sohn auf diese Weise verloren haben.

Ein lesenswertes Buch, das ich mit viereinhalb Pfoten allen Kindern und Eltern empfehle, die mehr über ihre besondere Beziehung erfahren wollen!

4 pfoten

 

 

 

 

Ein tolles Buch über ein beeindruckendes Unternehmen: @mannomama

Auf der Frankfurter Buchmesse kam ich zufällig bei einem Interview mit Sina Trinkwalder vorbei. Sofort interessierte mich das, was diese Unternehmerin machte, auch wenn ich noch nicht genau wusste was das war.  Sie sprach von Themen, die auch mich immer wieder beschäftigen.

Hier sagte eine Unternehmerin Sätze, wie man sie sonst nur von Menschen hört, die in Philosophie-Seminaren sitzen und noch nicht den Denkverboten aller rationalen Realos anheim gefallen sind. Mit anderen Worten von Menschen, die im allgemeinen als naiv bezeichnet werden, und denen jeder Experte sofort detailliert erklären kann, warum alle ihre Vorstellungen und Ideen Wunschvorstellungen und Luftschlösser seien, die nun mal leider in der Realität nicht umzusetzen sind.

Eine Unternehmerin sprach also von regionaler Produktion in Deutschland, einer Produktion, in der in unbefristeten Arbeitsverträgen gerechte Löhne gezahlt  und qualitative Produkte zu angemessenen Preisen hergestellt würden.

Das alles sollte plötzlich möglich sein. Und das am Wirtschaftsstandort Deutschland, dem Land der Teilzeit, der unbezahlten Praktika (bitte nur Bewerber die bereits Berufserfahrung haben) und der Freelancer.

Dieses Buch zu lesen ist ein Glück! Es erzählt von einem wirklich tollen Unternehmen, das hoffentlich Vorbild für viele andere Unternehmer ist. Dieses  Unternehmen macht Mut. Hier wird etwas hergestellt. Auf Augenhöhe – mit den Mitarbeitern, mit Lieferanten, mit Kunden und unserer Umwelt.

Das Buch ist unterhaltsam und spannend. Außerdem erfährt der Leser viel wichtiges über echte Bioproduktion und die Tücken von Siegeln und Nachhaltigkeitsversprechen.

Am Anfang standen Ideen. Die Idee eines Berufslebens, das Sinn macht, einer Arbeit die etwas verbessert. Die Idee eines Unternehmens, dass Menschen die Chance gibt sich einzubringen, die trotz ihrer wertvollen Talente durch das Raster unserer Gesellschaft fallen und ausgeschlossen werden.

Und Sina Trinkwalder hat zusammen mit ihrem Mann und ihren Mitarbeitern diese Ideen tatkräftig und mit beeindruckendem Willen und Engagement umgesetzt. Gegen alle Widerstände von Politikern, Banken und „Grünstreichern“.

Bei mannomama werden hochwertige Kleidungsstücke hergestellt und die bekannten Taschen von DM, die wohl schönsten Bio-Einkaufstaschen, die noch dazu aus wunderschönen Stoffen und  – wie ich nun weiß – mit viel handwerklichem Engagement gerfertigt werden.

Ich empfehle das Buch und den Einkauf bei dem tollen Unternehmen mannomama mit fünf Pfoten!

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Der Tod des Schtetls

In Osteuropa, in einem Grenzgebiet zwischen Polen Weißrussland Litauen der Ukraine und der UdSSR, der sogenannten Kresy lebten etwa 1,3 Millionen Juden in kleinen Gemeinden, den Schtetlech.
Durch die Shoah wurden diese Gemeinden zerstört und 98% der Juden ermordet. Nur ca 2% überlebten die Massenmorde und den Krieg. Yehuda Bauer erschließt mit seinem Buch „Der Tod des Schtetls“ die Geschichte dieser Gemeinden von den 30er Jahren bis zu ihrer Vernichtung.
Unweigerlich dachte ich des öfteren an Jonathan Safran Foers Buch/die Verfilmung „Alles ist erleuchtet“. Hier findet die Hauptfigur auf der Suche nach der Retterin seines Vaters nach einer langen Reise durch die wunderschöne Landschaft der Ukraine nur noch einen Gedenkstein im hohen Gras. Und eine Überlebende, die alles was von den Menschen des Schtetls geblieben war in ihrem Haus aufbewahrte.
Yehuda Bauer beschreibt das Leben in den Schtetlech analytisch. Die große Besonderheit in der Lebensweise lag darin, dass die Juden hier zunächst, trotz erheblich weit verbreitetem Antisemitismus ihrer Nachbarn ein Gemeindeleben nach jüdischer Tradition führen konnten.
Nachdem die Kresy von der UdSSR besetzt worden war, wurden die jüdischen Organisationen, wie auch alle anderen nicht kommunistischen, verboten und das traditionelle Gemeindeleben erlosch, gerade auch weil die egalitäre Ideologie die Benachteiligung der Juden aufhob und ihnen den Weg zu höherer Bildung und Berufen eröffnete.
Viele Juden wurden deportiert, etwa weil sie der Mittelschicht angehörten oder antisowjetischen Verhaltens bezichtigt wurden. Diese grausamen Maßnahmen retteten letztlich vielen von ihnen das Leben, denn 1941 wurde die Kresy von den Deutschen besetzt.
Das Buch gibt tiefe Einblicke in das Geschehene, anhand vieler Quellen: Studien anderer Historiker, teilweise nicht ins englische übersetzte Aufzeichnungen, Zeugenberichte, Erinnerungsbücher, Tagebücher, Quellen des Yad Vashem Archiv der Gerechten unter den Völkern das Nicht-Juden ehrt die Juden ohne Gegenleistung schützen oder retteten. Viele Berichte über die heldenhaften wenigen Retter aus der Region werden wiedergegeben.
Wie die Juden in den Schtetlech mit der Bedrohung umgingen, bevor und nachdem sie erfahren hatten, dass ihre Ermordung geplant war, wie sie Amida, unbewaffneten Widerstand, und bewaffneten Widerstand organisierten, wie manche überlebten und warum die meisten ihrer Ermordung nicht entkommen konnten erschüttert zutiefst.
In der weitgehend antisemitischen Nachbarschaft, in der neben den deutschen Mördern auch Nachbarn, undisziplinierte Partisanen und nationalistische Kämpfer die Juden töteten und ohne realistische Fluchtmöglichkeit in andere Länder hatten die Juden kaum eine Überlebenschance.
Trotz der Aufstände und der Massenfluchten in die zahlreichen undurchdringlichen Wälder, trotz der vielen Juden die angesichts der universellen Bedrohung heldenhaft handelten, sich mit kalten und Feuerwaffen zur Wehr setzten, Familienlager im Wald errichteten, Partisaneneinheiten aufbauten überlebten nur wenige Prozent der Geflüchteten.
Yehuda Bauer zeigt, dass die Nazis für ihre Planung und Durchführung der Vernichtung der Juden wirtschaftliche und selbst kriegswichtige Erwägungen  hintanstehen ließen.
Und er zeigt, dass vor allem das Sowjet-Regime, das zu jener Zeit Antisemitismus untersagte, die wenigen Juden die bis zur Ankunft der Partisanen und schließlich der Armee noch lebten, rettete.
Ein wichtiges Buch voller erschütternder Erkenntnisse, das einen wichtigen Teil der Geschichte zugänglich macht und dessen Lektüre ich uneingeschränkt empfehle!!!