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Über buecherloewin

Ich lese für mein Leben gern Und trage meine Bücher In meinem weichen Löwenmaul Dahin, ganz unversehrt Was ich in meiner Lese-Jagd Verschlinge schreibe ich dann auf Damit auch Euch die Jagd gelinge Nach großer Freude, ja Erkenntnis Und einem neuen Weltverständnis

Welttag des Buches!!!

Endlich ist er da, der Welttag des Buches! Bei bookslioness gibt es Weltliteratur zu gewinnen. Tante Julia und der Schreibkünstler von Mario Vargas Llosa, zur Verfügung gestellt vom Suhrkamp Verlag.
Die Rezension zum Buch des Literaturnobelpreisträgers findet ihr hier. Ich habe mich entschlossen zusätzlich noch zweimal den Gedichtband „In meinen Träumen läutet es Sturm“ von Mascha Kaleko zu verlosen. Eine Dichterin, die mich immer wieder sehr bewegt, einige ihrer Gedichte habe ich auch illustriert.
Um zu gewinnen einfach diesen oder diesen Beitrag kommentieren. Schreibt, warum Bücher für Euch wichtig sind, die Glücksfee entscheidet am 30.4. per Los. Viel Spaß beim gewinnen und lesen!

Die Vergangenheit abschließen ohne sie wegzuschließen

Eine Schauspielerin in der Mitte ihres Lebens, erfolgreich und in geregelten Bahnen, erfährt, dass sie einen Halbbruder in Amerika hat. Ein Treffen in München, ein Foto, ein Gespräch, eine Bitte: erzähle mir von unserem Vater.
Das Leben der Frau gerät aus den Fugen, die Vergangenheit kommt aus den Schubladen, breitet sich aus und verschlingt sie. Der unbekannte Bruder scheint ihr so nah zu stehen, der Freund scheint so weit weg. Das Leben erscheint ihr plötzlich unecht, alle Gewissheiten ausgewischt. Sie fühlt sich wie eine ewig Spielende, Lügende. Die Vergangenheit hat noch am meisten Realität, denn die kann sie fühlen, so sehr, wie sie die Gegenwart nie fühlen kann. Der Schmerz aus der Vergangenheit ist überwältigend, ihre Versicherung in der Gegenwart ist, nicht mehr mitzufühlen.

Das Erzählen, das Aufschreiben ihrer Vergangenheit lässt alles einbrechen, auch diesen Schutzwall.
Ein Moment der Fürsorge: So ein Kopf hält viel aus.
Dass der Vater unter Alkohol aggressiv war und die Familie mit tragischen Folgen bedrohte und misshandelte und auch die Momente der Nähe, der Fürsorge, der Liebe, der Bemühungen des Vaters, alles steht in ihrem langen Brief an den Bruder, steht nebeneinander, darf bestehen und ein befreiendes Bild formen.

„Was wir erben“ ist ein Roman, der angefüllt ist mit bewegenden Figuren und Begebenheiten. Absurde politische Verwicklungen, Missstände, Konventionen und Vorurteile schneiden in das Leben der Protagonisten ein. Sie begegnen ihnen mit Ideologie, Opportunismus, Pragmatismus, Wahrhaftigkeit und Märchenhaftigkeit.

Das Private und das Politische sind nicht zu trennen und doch sind es die eigenen Handlungen und Gefühle, die Entscheidungen und Grundsätze, die Frage nach der Wahrhaftigkeit und Integrität der eigenen Person, die das Gewissen beschäftigen.
Was wir erben, können wir nicht bestimmen. Doch wir können ein Verhältnis zu diesem Erbe finden, es betrachten und zulassen und erzählen. Und es dadurch vielleicht abschließen, ohne es wegzuschließen. Abschließen als eine der Geschichten, die zu uns gehört und die uns prägt – aber nicht bestimmt.
Eine vierpfotige Leseempfehlung für diesen bewegenden und vergnüglichen Roman!

Ein Schatz für jede Küche!!!

 Fragen wir die Fabrik oder die Großmutter nach gutem Essen?

Im Kunstmann Verlag ist wiedereinmal einer dieser Bücherschätze erschienen! Ein Buch, das nicht nur inhaltlich gut ist, sondern auch so qualitätsvoll hergestellt und ausgestattet, wie man es sich nur wünschen kann.
Essen Sie nichts, was ihre Großmutter nicht als Essen erkannt hätte“ ist ein erfrischendes Buch mit viel Humor und wenig, aber gehaltvollem Text. Geschrieben von Michael Pollan und illustriert mit wunderbaren Bildern von Maira Kalman.
Das was hier mit aphoristischen Weisheiten und schönsten Illustrationen, mit Humor und Lebensklugheit daherkommt ist ein Ratgeber zur gesunden Ernährung. Hier wird sich niemand langweilen oder sich in die Schranken gewiesen fühlen. Hier kann jeder schmunzelnd eine Menge dazulernen und neue Genüsse entdecken.
Aber warum gesunde Ernährung? – Ist denn nicht einfach das gut, was uns schmeckt?
Nun unser Essen wird uns zunehmend von riesigen Firmen serviert, die profitabel arbeiten wollen.
Um kostengünstiger zu produzieren, lassen sie nicht nur den Geschmack vielfach auf der Strecke, sondern machen das Essen auch ungesünder als es sein müsste. Es kommen Stoffe hinein die wir kaum aussprechen können, auf kleinsten Produkten sind laaaaange Inhaltslisten und an dritter Stelle steht dabei oft Zucker.
Vermutlich kommt es daher, dass die moderne „westliche Ernährung“ viele Krankheiten verursacht, die in traditionell lebenden Völkern unbekannt sind, wie etwa Diabetes.
Aber statt zu verzagen und das alles kompliziert und ausweglos zu finden, lesen Sie lieber dieses Buch! Hier finden Sie 83 einfache Regeln mit denen Sie gesünder Essen UND genussvoller. Sie dürfen soviel Fastfood essen wie Sie nur wollen (wenn sie es selbst zubereiten), beim Fernsehen essen (Obst) und Sie finden fortan im Supermarkt ohne Mühen die besseren Produkte.
Wenn die Fertig-Lasagne mit Fleisch-Granulat gefüllt wird, Oliven schwarz gefärbt werden und so viel Chemie im Essen ist, dass wir uns auch in Millionen von Evolutionsjahren nicht daran anpassen könnten ist es genug! Fragen wir statt Konzernen und Fabriken wieder diejenigen um Rat, denen an uns liegt und nicht am Profit: unsere Großmütter. Oder ihre Fürsprecher, Michael Pollan und Maira Kalman.
Eine vierpfotige Leseempfehlung für diesen Buchgenuss!

Das geraubte Leben des Waisen Jun Do – Beim Lügen die Wahrheit sagen

Literarische Phantasie – wo wäre sie angebrachter als bei dem unbekannten Land, dem weitgehend von der Weltöffenlichkeit abgeschotteten Nordkorea.
Aber wozu einen konkreten Schauplatz wählen, wenn man nicht wirkliche Einblicke geben kann?
Der Autor Adam Johnson verbindet daher in seinem Roman sein Faktenwissen aus vier Jahren Recherchearbeit mit seiner literarischen Imaginationskraft und hat ein beeindruckendes Buch geschrieben.
Der Leser erfährt vieles über Nordkorea und möchte mehr erfahren. Was ist Wahrheit, was Fiktion? Oder ist die nordkoreanische Wahrheit eine Fiktion?
Es geht in diesem Buch um ein faszinierendes und erschütterndes Land und um die Bedeutung des Geschichtenerzählens. Da ist die offizielle Geschichte, erzählt durch staatliche Propaganda, da ist die Geschichte von Jun Do, der so offenherzig und lebenswarm erzählen kann, dass selbst eine Lüge wie Wahrheit klingt. Und da ist die Geschichte des jungen Verhörspezialisten, der gerne die wirklichen Lebensgeschichten der Dissidenten aufzeichnen und seine eigene Biographie schreiben möchte.
Jun Do ist durch bittere Armut und militärische Ausbildung hindurch naiv und offen geblieben. Nun muss schmutzige Aufträge erledigen, er fühlt mit den Opfern, begreift jedoch nicht, wie das System Nordkoreas funktioniert.
Erwachsen wird Jun Do auf einem Schiffkutter, auf dem er das Spiel mit der Propaganda und dem Staatsapparat genauso kennenlernt wie das freiere Leben der Seeleute. Über Funksprüche und eine gefährliche Begegnung auf hoher See hat er auch erstmals Kontakt zum Westen.
Doch auch bei den Seeleuten kommt er nicht zur Ruhe. Ein Mann der nordkoreanischen Geheimpoizei entdeckt Jun Do’s Fähigkeit selbst bei einer Lüge noch die Wahrheit zu sagen, und so wird er Teil einer nordkoreanischen Mission, die ihn mit einem der mächtigsten Männer Nordkoreas in Verbindung bringt. Und schließlich auch mit dem allermächtigsten. Jun Do erlangt im Laufe des Buches die Reife dessen, der alle Illusionen über sich aufgegeben hat. Gleichzeitig bewahrt er in seinem Blick auf das Leben ein geradezu messianisch reines Herz und es gelingt ihm schließlich einen kleinen Teil seiner Wahrheit der Staatsmacht aufzuzwingen.
Die staatliche Propaganda, die im Buch immer wieder zu hören ist hat die Definitionsmacht, unter die sich die Wirklichkeit in skurillen Wendungen und Wirrungen unterordnen muß. An dieser Wirkungsmacht zerbricht der Verhörspezialist, der erkennen muß, das niemand seine Biographien braucht oder will. Und das er sich selbst und seine Nächstem verloren hat, bei dem Versuch im System eine Nische zu finden
In Interviews betont Johnson, er habe Nordkorea weitaus weniger schwarz gezeichnet, als diese Recherche es ihm nahelegte. Doch obwohl ich keinen Augenblick daran zweifle, dass selbst die düstersten Schilderungen des Buches sich in der Wirklichkeit übertroffen finden, scheint der Roman in gewisser Hinsicht zu überzeichnen. Keine der grandios gezeichneten und skizzierten Personen scheint in Nordkorea wirklich heimisch zu sein. Alle Figuren sind bedroht von der inneren Uneinigkeit mit der Diktatur, die nicht nach außen treten darf. So entsteht der Eindruck, dass Glück in diesem Land nicht existierte. Aber mehr noch: Jede der Hauptfiguren ist oder war davon bedroht ins Straflager zu kommen. Die Strände des angeblichen Pensionärsgebietes Wonsan sind leer – kommt in diesem Land jeder einmal ins Lager, der nicht vorher stirbt? In dieser Hinsicht hat Adam Johnson das Land so hoffnungslos schwarz gezeichnet, dass die Wirklichkeit zumindest nicht schlimmer sein kann.
„Das geraubte Leben des Waisen Jun Do“ erschüttert und belebt den Leser zugleich durch die unglaublichen und doch plausiblen Verwicklungen und inspirierenden Charaktere.

„Das geraubte Leben des Waisen Jun Do“ ist ein süchtigmachendes Lesevergnügen, das einmal mehr aufzeigt, dass die real-sozialistische Gesellschaftsordnung letztlich von den gleichen Verwerfungen heimgesucht wird wie die kapitalistische: die Mächtigen profitieren, die Armen hungern und bluten und die Mittelschicht zittert. Die Sonderwirtschaftszonen in Nordkorea,  in denen diese Übereinstimmung der Systeme sich manifestiert, sind jedoch nicht Thema des Buches.
Eine vierpfotige Leseempfehlung für die literarische Annäherung an Nordkorea.

Blogger schenken Lesefreude

Zwei Blogger haben sich eine tolle Aktion zum Welttag des Buches ausgedacht. Dieses Jahr verschenken Blogger die Bücher zum Festtag. Schon über 500 Blogger haben sich angemeldet und auch Verlage und Buchhandlungen unterstützen sie hier und da.
Ich nehme auch teil und habe vom Suhrkamp Verlag ein tolles Buch dazu bekommen. Ich freue mich schon aufs Bücher-Verschenken 🙂 BloggerSchenkenLesefreude bei facebook

Breite Stirn, Adlernase, stechender Blick


Mario Vargas Llosa erzählt in seinem autobiographischen Roman „Tante
Julia und der Schreibkünstler“ von einer skandalträchtigen Liebe und
einem herausragenden Erzähler.
Das Buch lässt den Leser in meisterhaft ausgebreitete Welten eintauchen.
Lima, Peru, in den fünfziger Jahren.
Der junge Mario arbeitet bei einem von zwei Radiosendern der Genarros.
Er paraphrasiert Meldungen aus der Zeitung für die Nachrichtensendung
des „intellektuellen“ Senders, während im „populistischen“
Schwesternsender Hörspiele den Programmschwerpunkt bilden. Für diese
Hörspiele engagieren die Genarros einen erfolgreichen bolivianischen
Schreibkünstler.
Mario, der sich selbst im Schreiben von Kurzgeschichten versucht, ist
fasziniert von diesem Mann, der unermüdlich schreibt und
inszeniert und dessen Geschichten eine stetig
wachsende Hörerschaft in ihren Bann ziehen.
Ebenfalls aus Bolivien kommt Tante Julia, um einiges älter als Mario,
geschieden und auf der Suche nach einem neuen Mann.
Zwischen den beiden beginnt eine Romanze, deren Verlauf stetig
spannender wird und in jedem zweiten Kapitel des Buches von einer
Geschichte des Schreibkünstlers unterbrochen wird.
In diesen größtenteils amüsanten Geschichten wird zum einen das Talent
des Schreibkünstlers dargestellt. Zum anderen eruieren sie die Fragen,
die sich der junge Mario stellt: was ist konventionell, was
intellektuell? Was erreicht die Menschen? Was ist trivial? Was ist
Literatur?
Konventionell sind zunächst die Helden und die
Muster der Geschichten.
Ein Held, breite Stirn, Adlernase, stechender Blick… kämpft sich mit
seinem unbestechlichen Wesen und seiner aufrechten Art zum Ziel seiner
Berufung.
Aber die Kunstfertigkeit, mit der die Geschichten geschrieben sind,
erzeugt Anteilnahme, die über ihre scheinbare Trivialität hinausgeht.
Und das Konventionelle verliert sich mehr und mehr. Die Geschichten
werden absurder und absonderlicher. Gerade in dieser Entwicklung,
dieser Lösung von der „Masche“ einer Hörspielfolge erlangen sie
literarische Qualität.
Das Buch ist lesenswert, interessant und auch stellenweise amüsant.
Etwas zu wenig Tiefe bekam die Liebesgeschichte, insbesondere Tante
Julia hätte mehr Raum gutgetan. Außerdem, obgleich die rassistischen,
schwulen-, frauen- und
argentinienfeindlichen Bemerkungen der Gesellschaft den Spiegel
vorhalten sollen und konterkariert werden, erschienen sie mir zum Teil
überzogen und überflüssig.
Das macht eine dreipfotige Leseenpfehlung.

Ich danke dem Suhrkamp Verlag, der mir ein Exemplar zur Verlosung am
Weltbuchtag zur Verfügung stellt!

SEX ist verboten – Mit Tim Parks die Vipassana Meditation entdecken

Die junge Beth ist Helferin in einem Vipassana Retreat. Sie ist zerissen zwischen zwei Beziehungen: verliebt in einen viel älteren Maler der ein ganz anderes Lebenskonzept hat, zusammen mit einem gleichaltrigen „guten Jungen“, den sie mag, aber nicht richtig ernst nehmen kann.
Nach einem tragischen Erlebnis versucht Beth nun zu sich finden und hat die beiden samt der übrigen Außenwelt hinter sich gelassen.
Die Regeln des Retreats sind einerseits eine große Hilfe für Beth, andererseits hinterfragt und missachtet sie sie lustvoll.
Tim Parks hat ein vergnüglich zu lesendes Buch geschrieben in dem viel Weisheit steckt, nicht zuletzt aufgrund der Inhalte aus der Vipassana Lehre.
So ein Retreat ist schon eine tolle Sache, und die sympathische Heldin Beth stellt dort alles an, wovon vermutlich jeder der Teilnehmer zumindest einmal träumt.

Eine Leseempfehlung mit vier Pfoten…

Moderner Mann trifft moderne Frau

Weiß ich wann es Liebe ist? diese Frage stellt sich der junge Isländer Arnljotur, genannt Lobbi. Er hat mit Anna geschlafen und ist Vater geworden. Doch die beiden waren nie ein Paar.
Anna ruft ihn zur Geburt an und er wacht die ganze Nacht bei seiner neugeborenen Tochter, lässt sie auf seinem Bauch schlafen. Er liebt sein Kind, und doch hält er zu dieser Liebe vorerst Distanz, er drängt sich nicht in das Leben der fremden Mutter.
Anna hingegen nimmt die Mutterschaft auf sich, obwohl sie vorerst mehr Humangenetikerin sein will.
Lobbi verlässt die Heimat und reist in ein abgelegenes Kloster um einen berühmten Rosengarten zu rekultivieren und zu bewahren.
Als Anna ihm jedoch mit der Tochter folgt zeigt sich schnell: Lobbi bedeutet es mehr Vater zu sein, als Anna Mutter zu sein.
Ein wunderbares Buch über Elternschaft und die Reise zu sich selbst.
Weiß ich wann es Liebe ist? War eines der Bücher, die im Zuge der letzten Buchmesse mit dem Schwerpunkt Island im Suhrkamp Verlag erschienen sind.
Das Buch ist sowohl Thematisch als auch vom Stil her modern, die Charaktere sind liebenswert und das Buch an sich ist eine angenehme und bereichernde Lektüre.
Eine klare fünfpfotige Leseempfehlung!