Das Meer, weit, kühl, rauschend, schäumend, tragend, verschlingend und bergend. Ein Ort der Sehnsucht, voller Geheimnisse, voller Leben und voll von Gefahren.
Der Roman „Flut“ von Daniel Galera beschreibt das Leben eines jungen Mannes. Er ist ein excellenter Schwimmer doch seine Leidenschaft gilt nicht dem Sport, sie gilt dem Schwimmen. Vor allem dem schwimmen im Meer.
Er zieht nach Garopaba, einem kleinen Ort in Santa Catarina, Brasilien. Er verlässt sein bisheriges Leben um herauszufinden was einst mit seinem Großvater in diesem Ort geschah. Angeblich wurde er ermordet, doch die Leiche wurde nie gefunden. Der Großvater verschwand am Meer.
Gleichzeitig sucht der „Schwimmer“ nach seinem Leben. Sein Vater hat Suizid begangen, mit seinem Bruder ist er zerstritten, seine Frau hat ihn verlassen.
Obgleich er in Garopaba bei seinen Nachforschungen auf eine Mauer des Schweigens trifft, begegnet er allen Menschen hilfsbereit. Nicht nur, weil er sich keine Gesichter merken kann. Sondern auch, weil er niemanden hassen kann.
Die Hündin seines Vaters, Beta, ist ein Anker der Verantwortung in seinem Leben. Die Leidenschaft mit der er diese Verantwortung wahrnimmt gleicht der, mit der er dem Meer zugetan ist. In Beta spiegelt sich seine Unfähigkeit zum Groll. Er und der Hund sind die dostojewskijschen Idioten des einundzwanzigsten Jahrhunderts. Die Guten Wesen.
Daniel Galera führt den Leser in seinem Buch in eine Welt voll skurriler, liebenswerter Charaktere. Einer davon ist das Meer. Es fordert Fähigkeiten heraus, trägt den schwachen Körper, beherbergt lebendigen Reichtum, wird zum Fluchtpunkt. Oder es wirft sich an Land, bricht große Wellen, wird bedrohlich und enthüllt in der Flut Geheimnisse.
Es ist ein Buch, das man nicht weglegen mag und das sowohl nachdenklich macht, als auch träumen lässt.
Eine dringende Leseempfehlung mit fünf Pfoten.