Archiv für den Monat: Juli 2015

Verjagt Europa die Demokratie?

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Im Kunstmannverlag ist im März 2015 das Buch Bescheidener Vorschlag zur Lösung der Eurokrise erschienen.

Bescheiden an dem Vorschlag ist den Autoren zufolge die Tatsache, dass keine Gesetze geändert und keine neuen Institutionen geschaffen werden müssen um den Vorschlag umzusetzen. Ansonsten ist der Vorschlag nicht so bescheiden, erwartet er doch ein Umdenken in allen wichtigen Punkten die Eurokrise betreffend.

Als vor ein paar Jahren Banken mit Steuergeldern gerettet wurden, ohne dass eine Reform dieser Banken erfolgt wäre, war diese Maßnahme nicht nur unpopulär sondern wurde auch von Experten vielfach kritisiert.

Zudem erhielten die Menschen in Not – die Zivilbevölkerung der die Solidarität der übrigen Bürger Europas galt – nicht das nötige Geld. Oft nichteinmal das Nötigste.

Ich hoffe sehr, die Regierungen Europas machen sich die Mühe ihre Konzepte zu überdenken. Nicht nur an die eigenen Länder zu denken, sondern an das Wohl Europas als einer geeinte Region der Welt – das ist die Herausforderung dieser Krise.

Zumindest ein Vorschlag von Yanis Varoufakis sollte meiner Meinung nach sofort umgesetzt werden: Das Notprogramm für Soziale Solidarität.

Kein Volk sollte aufgrund politischer Entscheidungen oder wirtschaftlichen Gerangels Hunger leiden und grundlegender medizinischer Versorgung entbehren! Das andere Europäer dies erleiden müssen und dabei auch noch mit Häme beobachtet werden ist ein humanitärer Skandal.

Auch die anderen Vorschläge klingen sehr vernünftig, wobei ich mir allerdings nicht anmaßen möchte die Institutionen Europas tief genug zu verstehen um ihre Erfolgschancen zu beurteilen.

Wird Griechenland aus dem Euro fliehen, bevor das Land entgegen dem Willen seiner Bürger zu sinnlosen Sparmaßnahmen gezwungen wird?  Oder wird es doch noch zu einer Einigung kommen die den Menschen hilft und die Demokratie nicht untergräbt?

Oder wird gar die jetztige Einigung bestätigt? Ein spannender Tag. Und ein Tag der für die Zukunft Europas entscheidend ist.

Das Buch empfehle ich mit vier Pfoten.

4 pfoten

 

 

 

Don’t remain silent

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In den letzten Jahren hat Polizeigewalt in den USA immer wieder weltweit Schlagzeilen gemacht. Im Zentrum standen dabei nicht bloße Übergriffe und Schikanen, sondern die Tötung von Menschen durch die Polizei. Offiziell wird darüber keine Statistik geführt, doch dem Guardian zufolge wurden in den USA dieses Jahr bereits 500 Menschen von der Polizei getötet. Der Familienvater Walter Scott war einer von Ihnen. Bei einer Polizeikontrolle flüchtete er – und wurde mehrfach in den Rücken geschossen.

Die junge Soziologin Alice Goffmann wollte mehr über die Menschen außerhalb ihres Umfelds erfahren. An ihrer Uni in Philadelphia und in ihrem Wohngebiet war sie hauptsächlich von weißen, mittel bis gut verdienenden Menschen umgeben.

Sie bekam Kontakt zu Familien, die in einer Nachbarschaft lebten, in der beinahe ausschließlich arme schwarze Amerikaner lebten. Sechs Jahre lang lebte sie in diesem Viertel in Philadelphia. Und sie lernte viele junge Männer und Frauen kennen, die ständig Ärger mit Polizei und Gerichten hatten. Obwohl es sich bei den jungen Leuten die sie kennenlernte keineswegs um Schwerverbrecher handelte, waren sie die meiste Zeit auf der Flucht vor der Polizei. Viele flohen vor der Polizei weil ein Haftbefehl wehen nicht bezahlter Gerichtskosten gegen sie vorlag. Oder aufgrund von Bewährungsauflagen die ihnen verboten Abends draußen zu sein oder ein Auto zu fahren.

On the Run – Auf der Flucht heißt auch das Buch von Alice Goffman, erschienen im Antje Kunstmann Verlag.

Alice Goffman beschreibt auf beeindruckende Weise den Alltag junger Leute, für die Konflikte mit Gericht und Polizei zum Alltag geworden sind. Ständig gab es in ihrem Viertel, genannt 6th Street, Polizeikontrollen. Auch Hausdurchsuchungen und Befragungen der Freunde und Angehörigen Gesuchter gehörten zum Alltag. Der Zusammenhalt der Gemeinschaft wurde so durch ständigen Druck von außen bedroht. Auf der anderen Seite entwickelte sich ein Markt für Dienstleistungen um trotz Polizeipräsenz oder Bewährungsauflagen ein möglichst normales Leben führen zu können.

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Das Klima, das durch zu starke Polizeipräsenz geschaffen wird ist der Kriminalität eher förderlich. Zum einen dadurch, das gewöhnliche Handlungen kriminalisiert werden. Zum anderen dadurch, dass auch durch geringfügige Vergehen Knastkarrieren genährt werden.

Außerdem wachsen junge Menschen in einer Parallelwelt auf. Sie können Gewöhnlichen Gesellschaftlichen Meilensteinen nicht teilhaben. Statt der bestandenen Abschlussprüfung kann nur ein eingestelltes Verfahren gefeiert werden. Alkohol zu trinken, abends auszugehen oder Auto zu fahren wird plötzlich illegal. Und in der Polizei wird ausschließlich eine Gefahr gesehen. Nur allzuoft erweist sich diese Auffassung als wahr. Körperliche Gewalt und Waffengebrauch seitens der Polizei führen immer wieder zum Tod kontrollierter oder verhafteter Menschen.

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Alice Goffman behauptet nicht, das diese jungen Leute nie etwas verbrochen hätten. Sie zeigt auf, wie segregiertes Wohnen, Mangel an Sozialarbeit, entzogene Rechte und ein Klima der ständigen Bedrohung Verbrechen fördern und auch gewöhnliches Verhalten illegal machen. Dieses Klima bedroht auch diejenigen, die nicht im Konflikt mit dem Gesetz stehen. Außerdem nährt es den Rassismus und damit eskalierende Gewalt wie die gegen Walter Scott. 30,5 Prozent der dieses Jahr bereits von der US getöteten Schwarzen waren unbewaffnet!

Ich empfehle das Buch mit fünf Pfoten!
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