Archiv für den Monat: Februar 2015

Dystopie

no6

Der Junge Shion wohnt in einem schönen Haus in einer schönen Stadt. Er ist Eliteschüler an seiner Schule. Alles läuft rund in seinem Leben in No.6. Bis eines Nachts ein anderer Junge in sein Zimmer kommt. Er ist verletzt und auf der Flucht vor der Polizei. Shion versorgt Nezumi und lässt ihn bei sich schlafen. Am nächsten Morgen ist er fort, doch Shions Tat ist nicht unentdeckt geblieben. Er wird aus der Elite von No.6 verstoßen.

Trotzdem bereut Shion seine Tat nicht. Er beginnt am System von No.6 zu zweifeln. Das ein Kind vor der Polizei fliehen musste ist ihm suspekt.

Jahre später arbeitet Shion in einem Park. Doch plötzlich wird dort eine Leiche entdeckt, die innerhalb kürzester Zeit verwest. Wespen die aus dem Opfer schlüpfen scheinen die geheimnisvolle Krankheit zu verursachen. Shions gerät unter Verdacht und muss fliehen…

Die Mangaserie No.6 basiert auf Büchern der japanischen Schriftstellerin Atsuko Asano. Hinoki Kino hat ihre Geschichte mit ästhetischen Bildern und cool gezeichneten Charakteren bebildert.

Der Manga ist gut zu lesen, leichte bis kritische Kost. Der erste Band ist sehr schnell ausgelesen, doch Band 2 und 3 sind auch schon erschienen. Eine dreipfotige Leseempfehlung!

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Killer@Romance

thekiller

Yorukumo ist ein junger, gutaussehender, großer Mann. Er wurde als Kind von einem gnadenlosen Verbrecher zu medizinischen Experimenten verkauft, hat diese überlebt und wird nun von ihm als Killer eingesetzt. Er ist ohne Bildung und menschliche Nähe aufgewachsen. Entsprechend gefühlskalt begeht er die Morde.

Kiyoko arbeitet in einem Restaurant. Sie traut sich aber auch in die düstersten Ecken der Gesellschaft und ist sehr beliebt. Sie soll Yorukumo mit essen versorgen und ist von ihm beeindruckt.

So weit, so vorhersehbar scheint mir die Haupthandlung der Mangaserie Yorukumo. Es klingt nach einer Mischung aus „Die Schöne und das Biest“ und „Aschenputtel“.

Der Manga spielt allerdings in einer dystopischen Gesellschaft die durch die Begegnung der beiden jungen Erwachsenen „beginnt… auseinanderbrechen“ (Klappentext Band 1). Hier also kann es spannend werden, denn Kiyoko kann viel über die Abgründe ihrer Welt dazulernen. Und das kalte Biest, das sein Herz entdeckt erweist sich allzuoft (King Kong, Frankensteins Monster) als hochgefährlich.

Fans von Splatter und düsteren Bildern, die eine gute Liebesgeschichte schätzen werden die Serie mögen.

Mir selbst waren die Nebencharacktere zu stereotyp und die Gewalt, mit all ihrer Grausamkeit, zu belanglos. Sie soll eine Aussage zum Zustand der Beschriebenen Gesellschaft und des (Anti)Helden sein. Und sie soll durch düstere Ästhetik beeindrucken. Für mich wirkt sie aufgesetzt und unnötig.

Fiktion über die Gewalttätigkeit der Menschen zu schreiben ist keine einfache Sache. Zum einen, weil in der Realität so ziemlich alles was man sich da ausdenken kann schon so, ähnlich oder schlimmer praktiziert wurde. Zum anderen, weil man allzuleicht ebendiese Gewalttätigkeit durch Ästhetisierung überhöht.

Ein gut gezeichneter, düsterer Manga also, der bei mir weder Herz noch Kopf gewinnen konnte. Für mich ein absoluter Fehlgriff.

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Zeugnis der Vernichtung

zeuge

Zeugnisse von Überlebenden sind unendlich wichtig. Sie vermögen uns zu vermitteln was geschehen ist. Mit Ihnen können wir ein Stück weit selbst erfahren was ihnen widerfuhr. Erfahren ist etwas anderes als verstehen. Manchmal ist es das Gegenteil.

Im zweiten Weltkrieg sollten ganze Bevölkerungen für den Krieg mobil machen. Nationalistische und rassistische Propaganda wurden genutzt um andere als Untermenschen zu brandmarken und Gräueltaten zu rechtfertigen. Japan hat in diesem Krieg weite Teile Asiens besetzt. Millionen Menschen wurden vom japanischen Militär getötet, gefoltert oder zu Zwangsarbeit missbraucht.

Am sechsten und neunten August wurden  Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki, zwei japanische Städte mit über 200.000 Einwohnern abgeworfen.

Keiji Nakazawa beschreibt in Barfuss durch Hiroshima, Kinder des Krieges das Leben seiner Familie am Vorabend dieser Katastrophe. Er zeigt wie stark die Bevölkerung zu Kriegszwecken ausgebeutet, indoktriniert und eingeschüchtert wurde. Die Familie leidet zunehmend unter Schikanen durch Nachbarn und die Polizei da der Vater ein Kriegsgegner ist.

Als die Bombe abgeworfen wird steht der Schuljunge plötzlich nicht mehr vor seiner Schule, sondern inmitten von toten und sterbenden Menschen in einer zerstörten Stadt.

Barfuss durch Hiroshima ist ein gut zugänglicher, einfach gezeichneter Manga. Er ist ein Zeugnis und zugleich ein Versuch, die Leser aufzuklären und sie gegen Propaganda und Ideologie des Krieges misstrauisch zu machen.

Ein Klassiker der zugänglich macht, welches Grauen der Einsatz von Atomwaffen bedeutet.

Eine fünfpfotige Leseempfehlung!5 pfoten copy

 

Falsch gespart

vogel

Tote Vögel waren die ersten Anzeichen eines Ausbruchs des West Nil Virus. Die übertragenden Mücken vermehrten sich in ungepflegten Pools zwangsgeräumter Häuser in Kalifornien.

Politische Maßnahmen haben Auswirkungen auf die Bevölkerung die Ihnen unterworfen wird. Manche Auswirkungen sind gewollt, andere ungewollt. Anhand der Auswertungen empirischer Daten oder der Analyse nach theoretischen Modellen können Vorhersagen über diese Auswirkungen getroffen werden.

Die Autoren von Sparprogramme töten haben anhand empirischer Daten den Umgang von Staaten (-gemeinschaften) mit wirtschaftlichen Rezessionen in der Gegenwart und der Vergangenheit untersucht.

Dabei stellten Sie fest, dass wann immer in Rezessionen Sozialprogramme massiv gekürzt wurden die allgemeine Sterblichkeit sowie die Selbstmordrate statistisch signifikant anstiegen. In Ländern hingegen, in denen Sozialprogramme von Sparmaßnahmen im Zuge einer Rezession verschont blieben, hielt sich dagegen nicht nur der Gesundheitsstandard, auch die Wirtschaft erholte sich signifikant besser.

Von den Autoren untersuchte Beispiele sind unter anderem die Weltwirtschaftskrise und der „New Deal“ in den USA, die Postkommunistische Ära in unmittelbar und allmählich privatisierten Staaten, die Asienkrise und die aktuelle Wirtschaftskrise.

Sowohl Island als auch Griechenland standen im Zuge dieser Krise vor der Staatspleite. Island beantragte Hilfe beim IWF und sollte drastische Sparprogramme einführen. Nach einer demokratischen Abstimmung entschieden sich die Isländer aber dagegen die Banken auf Kosten des Sozialsystems zu retten. Stattdessen wurden die Ausgaben in diesem Bereich noch erhöht um Menschen wieder in Arbeit zu bringen. Die Wirtschaft erholte sich gerade durch erhöhte Investitionen im sozialen Bereich.

In Griechenland wollte der damalige Ministerpräsident Papandreou ebenfalls zur Wahl stellen, ob das Land im Gegenzug für die Rettung der Banken einem drastischen Sparprogramm zustimmen sollte. Doch unter internationalem Druck wurde die Abstimmung abgesagt. Welche Schande, wie hier die Prinzipien der Demokratie untergraben wurden! Noch dazu, wenn man sich vergegenwärtigt welche Katastrophe sich durch die massiven Einsparungen im Gesundheits- und Sozialsystem Griechenlands abspielt.

Von einer verlorenen Generation ist die Rede, das Gesundheitssystem ist soweit kollabiert, dass sich Malaria und Tuberkulose wieder ausbreiten. Dreissig Prozent der Bevölkerung haben keine Krankenversicherung mehr, die Kindersterblichkeit ist massiv angestiegen.  Man wünscht den Griechen, dass sie damals den Sparplan ausgeschlagen hätten. Kürzlich haben sie wieder in einer demokratischen Wahl ihren Willen dazu bekundet die Vereinbarungen aufzukündigen.

Wie wichtig es ist den Effekt von politischen Maßnahmen auf Lebenserwartung und Gesundheit zu berücksichtigen und wie lohnenswert, das zeigen David Stuckler und Sanjay Basu in Ihrem Buch beeindruckend. Eine fünfpfotige Leseempfehlung!

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