Astronautin begrüßt Außerirdische
In ihrem Buch“Die Rosa-Hellblau-Falle“ schreiben Almut Schnerring und Sascha Verlan, Eltern von drei Kindern, über Rollenklischees und Möglichkeiten ihrer Überwindung.
Aber warum sollten Genderklischees überhaupt ungerecht sein? Gibt es nicht biologische Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen? Berücksichtigen wir nicht einfach unterschiedliche Bedürfnisse? Wäre es nicht Gleichmacherei Mädchen und Jungen identisch zu behandeln?
Es geht den Autoren nicht darum biologische Faktoren für unterschiedliches Verhalten kategorisch auszuschließen. Sie zeigen aber, dass die heutigen Genderklischees aus einer patriarchalen Gesellschaftsordnung stammen, in der Frauen dem Mann klar untergeordnet waren. Einer Gesellschaftsordnung also, die weder naturgegeben noch erstrebenswert ist.
In den Klischees wird eine Benachteiligung und Einschränkung konserviert, die im Grunde längst obsolet ist. Da Männer und Frauen heutzutage im wesentlichen die gleichen Aufgaben übernehmen sollen hat die Dichotomie der Geschlechter als Orientierung für Bildungsgang und Berufswahl ausgedient.
Wie aber kann man es verhindern seine Kinder in Genderklischees zu zwängen? Dazu geben die Autoren viele Tipps. Eigene Rollenvorstellungen dürfen hinterfragt werden. Ebenso die Gender-Konzepte von Marketingstrategen und Aufmacher aus Politik und Medien. Soziologische und Psychologische Studien, Interviews und erschreckende Beispiele aus der Warenwelt schärfen die Wahrnehmung und liefern zugleich profunde Argumente gegen die Ungleichbehandlung.
Fußball mit Papa.
Neben Familie und Freunden sind es die Bildungsinstitutionen, in denen Kinder die meiste Zeit verbringen. Und auch hier spielt das Geschlecht eine große Rolle. Vor noch nicht allzu langer Zeit war höhere Bildung den Jungen und Männern vorbehalten. In vielen Ländern wird um die Abschaffung dieser Ungerechtigkeit noch gekämpft.
Doch auch bei uns ist Gender immer wieder ein wichtiges Thema. Sind die Jungen gar zum schwachen Geschlecht geworden während die leistungsbereiten Mädchen an Ihnen vorüberziehen? Liegt das womöglich am Mangel an männlichen Vorbildern? Weit gefehlt! Was den Jungen in der Schulzeit in die Quere kommt ist gerade das „männliche“ Verhalten, das lernen für uncool erklärt. Aber viel entscheidender für den Bildungserfolg ist leider noch immer die Schichtzugehörigkeit.
Außerdem überflügeln die Mädchen nur bis kurz nach dem Abitur die Jungen. Bei den höheren Bildungsabschlüssen kehrt sich das Verhältnis um. Hieran ist zu erkennen, dass immer noch an der Bildungsgerechtigkeit für Mädchen gearbeitet werden muss und auch Jungen vom Aufbrechen der Genderklischees profitieren können.
Motorradpolizistin
Im letzten Jahrzehnt wurde bei allen erdenklichen Produkten, vom Taschentuch bis zum Keks, die Markenidentität aufgebohrt, um immer mehr Varianten in Geschmack, Komposition oder Farbgebung anzubieten. Zum einen ermöglichte dies den Herstellern, Novitäten anzupreisen. Zum anderen konnte der Umsatz gesteigert werden wenn verschiedene Varianten eines Produktes gekauft wurden.
Produkte die auf nur ein Geschlecht ausgerichtet sind passen in dieses Konzept. Nun genügt es nicht mehr Spielfiguren zu kaufen, es müssen Figuren für Jungen oder eben für Mädchen sein. Inzwischen hat sich diese gewinnbringende Aufteilung auf viele Warengruppen ausgedehnt.
Wie aber kann man sich wehren? Die Autoren schlagen vor sich diese Eingrenzung von Außen bewusst zu machen. Warum nicht einen Fußball für ein Mädchen kaufen und eine Fee für einen Jungen? Immer wenn das Gefühl „Aber das ist doch nur für ein Geschlecht geeignet…“ aufkommt noch einmal überlegen: Es geht um Spaß beim Spielen. Das sollte das Auswahlkriterium sein.
Eine weitere Methode ist das Zweckentfremden. Kinder tun es beim spielen ohnehin, denn in ihrer Phantasie wird aus der rothaarigen Meerjungfrauen-Figur mal eben Pippi Langstrumpf und dann eine Tanzlehrerin. Aber auch Eltern können Spielsachen in einen neuen Kontext stellen. Es aus den rosafarbenen oder blauen Verpackungen nehmen und neu zusammenstellen. Alle Abbildungen in diesem Beitrag wurden von solchen neu zusammengesetzten Figuren gezeichnet.
Hexe fliegt mit Drachin.
Einen großen Einfluss auf Kinder und ihre Selbstwahrnehmung haben auch Bücher, Filme und andere Medien. Oft darf der Junge oder Mann das Spannende machen während die Mädchen und Frauen vor allem hübsch und passiv sind.
In Filmen sprechen Frauen meist nur miteinander, wenn es um einen Mann geht. In einem Buch über eine Kreuzfahrt will das Mädchen sonnenbaden und der Junge Piraten treffen. Hier werden nicht nur Gender-rollen wiedergegeben, sie werden verstärkt. Und auch die Verlage haben entdeckt, dass durch die Einteilung Bücher-nur-für-Jungen und Bücher-nur-für-Mädchen der Umsatz gesteigert werden kann.
Jungen, so heißt es mögen einfach keine Bücher lesen, in denen Mädchen die Handelnden sind. Nun, wenn die Cover dann Pink sind und die Mädels dauernd über Schminke quatschen mag das sein. Aber solche Bücher sind auch für Mädchen langweilig und ab 12 peinlich.
Aber Frauen sind in den Medien nicht nur passiv. Sie werden auch zum Objekt. Am Auffälligsten ist dies in der Werbung. Da werben Plakate mit einer nachgestellten Vergewaltigung, mit Frauenbeinen oder einfach so mit nackten Frauen. Ein interessantes Projekt entlarvt diesen widerwärtigen Sexismus durch die Umkehrung der Geschlechter: Männer posieren.
Friseur mit Kundin.
Die entscheidende Frage ist nicht, inwieweit biologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern bestehen. Die entscheidende Frage ist, wie wir gesellschaftlich eine gerechte Behandlung beider Geschlechter umsetzen können. Wir alle können davon profitieren! Eine fünfpfotige Leseempfehlung für die „Die Rosa-Hellblau-Falle“ .