Archiv für den Monat: Februar 2013

Blogger schenken Lesefreude

Zwei Blogger haben sich eine tolle Aktion zum Welttag des Buches ausgedacht. Dieses Jahr verschenken Blogger die Bücher zum Festtag. Schon über 500 Blogger haben sich angemeldet und auch Verlage und Buchhandlungen unterstützen sie hier und da.
Ich nehme auch teil und habe vom Suhrkamp Verlag ein tolles Buch dazu bekommen. Ich freue mich schon aufs Bücher-Verschenken 🙂 BloggerSchenkenLesefreude bei facebook

Breite Stirn, Adlernase, stechender Blick


Mario Vargas Llosa erzählt in seinem autobiographischen Roman „Tante
Julia und der Schreibkünstler“ von einer skandalträchtigen Liebe und
einem herausragenden Erzähler.
Das Buch lässt den Leser in meisterhaft ausgebreitete Welten eintauchen.
Lima, Peru, in den fünfziger Jahren.
Der junge Mario arbeitet bei einem von zwei Radiosendern der Genarros.
Er paraphrasiert Meldungen aus der Zeitung für die Nachrichtensendung
des „intellektuellen“ Senders, während im „populistischen“
Schwesternsender Hörspiele den Programmschwerpunkt bilden. Für diese
Hörspiele engagieren die Genarros einen erfolgreichen bolivianischen
Schreibkünstler.
Mario, der sich selbst im Schreiben von Kurzgeschichten versucht, ist
fasziniert von diesem Mann, der unermüdlich schreibt und
inszeniert und dessen Geschichten eine stetig
wachsende Hörerschaft in ihren Bann ziehen.
Ebenfalls aus Bolivien kommt Tante Julia, um einiges älter als Mario,
geschieden und auf der Suche nach einem neuen Mann.
Zwischen den beiden beginnt eine Romanze, deren Verlauf stetig
spannender wird und in jedem zweiten Kapitel des Buches von einer
Geschichte des Schreibkünstlers unterbrochen wird.
In diesen größtenteils amüsanten Geschichten wird zum einen das Talent
des Schreibkünstlers dargestellt. Zum anderen eruieren sie die Fragen,
die sich der junge Mario stellt: was ist konventionell, was
intellektuell? Was erreicht die Menschen? Was ist trivial? Was ist
Literatur?
Konventionell sind zunächst die Helden und die
Muster der Geschichten.
Ein Held, breite Stirn, Adlernase, stechender Blick… kämpft sich mit
seinem unbestechlichen Wesen und seiner aufrechten Art zum Ziel seiner
Berufung.
Aber die Kunstfertigkeit, mit der die Geschichten geschrieben sind,
erzeugt Anteilnahme, die über ihre scheinbare Trivialität hinausgeht.
Und das Konventionelle verliert sich mehr und mehr. Die Geschichten
werden absurder und absonderlicher. Gerade in dieser Entwicklung,
dieser Lösung von der „Masche“ einer Hörspielfolge erlangen sie
literarische Qualität.
Das Buch ist lesenswert, interessant und auch stellenweise amüsant.
Etwas zu wenig Tiefe bekam die Liebesgeschichte, insbesondere Tante
Julia hätte mehr Raum gutgetan. Außerdem, obgleich die rassistischen,
schwulen-, frauen- und
argentinienfeindlichen Bemerkungen der Gesellschaft den Spiegel
vorhalten sollen und konterkariert werden, erschienen sie mir zum Teil
überzogen und überflüssig.
Das macht eine dreipfotige Leseenpfehlung.

Ich danke dem Suhrkamp Verlag, der mir ein Exemplar zur Verlosung am
Weltbuchtag zur Verfügung stellt!

SEX ist verboten – Mit Tim Parks die Vipassana Meditation entdecken

Die junge Beth ist Helferin in einem Vipassana Retreat. Sie ist zerissen zwischen zwei Beziehungen: verliebt in einen viel älteren Maler der ein ganz anderes Lebenskonzept hat, zusammen mit einem gleichaltrigen „guten Jungen“, den sie mag, aber nicht richtig ernst nehmen kann.
Nach einem tragischen Erlebnis versucht Beth nun zu sich finden und hat die beiden samt der übrigen Außenwelt hinter sich gelassen.
Die Regeln des Retreats sind einerseits eine große Hilfe für Beth, andererseits hinterfragt und missachtet sie sie lustvoll.
Tim Parks hat ein vergnüglich zu lesendes Buch geschrieben in dem viel Weisheit steckt, nicht zuletzt aufgrund der Inhalte aus der Vipassana Lehre.
So ein Retreat ist schon eine tolle Sache, und die sympathische Heldin Beth stellt dort alles an, wovon vermutlich jeder der Teilnehmer zumindest einmal träumt.

Eine Leseempfehlung mit vier Pfoten…