Archiv für den Monat: April 2015

Berufswahl mit 10?

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„Es wurden verschiedene Faktoren ausgemacht die den Schulerfolg eines Kindes bestimmen. Und nun raten Sie mal welches der entscheidendste Faktor ist? – Das sind Sie als Eltern!“ So ähnlich schallte es den Eltern von Vorschulkindern auf einer Veranstaltung der Stadt fröhlich entgegen. Aber wenn der Schulerfolg vor allem von den Eltern abhängig ist, also von der Herkunft, dann bietet Schule nicht allen Kindern die gleichen Chancen!

In seinem Buch Du bleibst was Du bist untersucht der Journalist Marco Maurer diesen Missstand: In unserem Land entscheidet die Herkunft maßgeblich über den Bildungsweg und den beruflichen Erfolg.

Um herauszufinden woran das liegt hat Marco Maurer mit vielen Menschen gesprochen. Mit Lehrern, jungen Studenten, Unternehmern, Talentscouts und Politikern. Er hat die Ergebnisse zahlreicher Studien genauso untersucht wie Bundestagsprotokolle zum Thema Bildung.

Besonders erschreckend waren zum Beispiel Ergebnisse einer Studie, die sowohl die Begrüßung als auch die ersten Unterrichtswochen von Fünftklässlern an den verschiedenen Schulformen untersucht. In einer Hauptschule wurden die Schüler mit der Ermahnung begrüßt ihre Handys nicht zu benutzen während am Gymnasium eine spielerische Matheaufgabe gestellt wurde. Oder auch die Aussage einer Hauptschullehrerin, dass die Schüler in dieser Schulform abgeschult würden. Dass man sie geradezu vorsätzlich davon abhält, etwas zu lernen.

Am Ende der vierten Klasse sind viele Kinder heute erst 9 oder 10 Jahre alt. Warum soll in diesem Alter entschieden werden ob eine höherwertige oder geringere Weiterbildung für diese Kinder gut ist?

Marco Maurer hat eine finnische Schule in Helsinki besucht. In Finnland werden alle Kinder bis zur neunten Klasse gemeinsam unterrichtet. Also genau bis zu dem Zeitpunkt, in welchem sich den jungen Leuten wirklich die Frage stellt, was sie beruflich machen wollen.

In jeder Klasse sind ständig zwei Lehrer anwesend. Schüler werden gefordert und gefördert wo es nötig ist. Die Schulmaterialien sind sämtlich kostenlos.

Angesichts der positiven Ergebnisse in Finnland fragt man sich wirklich warum in Deutschland nicht endlich das dreigliedrige Schulsystem aufgegeben wird.

Es geht nicht darum, dass jeder studieren oder Abitur machen muss. Es geht darum, dass jeder über seinen Berufsweg selbstverantwortlich entscheiden kann. Unabhängig von seinem sozialen Hintergrund. Und nicht aufgrund von Begabungen und Interessen im Alter von zehn Jahren.

Vielleicht liegt es daran, dass insbesondere die bildungsfernen auch oft die politikfernen Bürger sind. Und so verlieren sie ihre Interessenvertreter die sich an ihren aktiven Wählern ausrichten. Oder die Politik traut sich im Siegeszug der Realpolitik nicht mehr politische Entscheidungen aus ethischen Gründen zu treffen. Für mehr Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit.

Dem Buch von Marco Maurer wünsche ich jedenfalls viele Leser! Eine fünfpfotige Leseempfehlung!

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Neues aus Bullerbü

gifbullerbueZähne ziehen leicht gemacht

Astrid Lingrens Geschichten aus Bullerbü sind der Inbegriff der Geschichten einer heilen Kindheit. Die Kinder aus Bullerbü leben auf drei Höfen in der Natur, laufen zur kleinen Dorfschule einer netten Lehrerin, spielen viel. Und wenn die Eltern einmal auftauchen, dann zeigt sich das sie lieb und gerecht sind. Nur wenn es nötig ist sind sie auch einmal streng.

Toll an diesen Geschichten ist der Einblick in eine Welt, in der die Kinder so frei und selbstständig unterwegs sind. Draußen ergeben sich ganz automatisch durch Phantasie die lustigsten Spielideen. Und Probleme werden ohne Erwachsene gelöst.

Der Oetinger Verlag hat nun eine neue wunderschöne Hörspiel-CD herausgebracht: Immer lustig in Bullerbü. Mit den gleichen ausgezeichneten Sprechern, die schon beim Hörspiel  Mehr von uns Kindern aus Bullerbü dabei waren.

Besonders die Geschichte von Ole der einen losen Zahn hat und dem dann von einem Dr. Larsson mitten in der Nacht geholfen wird ist für Kinder ein großer Spaß. Auch die anderen Geschichten sind gelungen, etwa die Geschichte vom Seeräuberspiel und Bonbonkauf auf dem Heimweg von der Schule. Einzig die einleitende Erzählung gefällt mir nicht. Denn hier wird berichtet, wie Bosse später statt Inga eine Indianerin heiraten will. Hier kann man mit dem Kind über falsche Vorstellungen von anderen Völkern reden. Ich hätte jedoch für eine Hörspielfassung eine andere Einleitung bevorzugt.

Natürlich gibt in Bullerbü auch ab und an antiquierte Rollenbilder. Doch Astrid Lindgren wäre nicht Astrid Lindgren, wenn diese nicht auch in Frage gestellt und konterkariert würden.

Auch der neue Band Wir Kinder aus Bullerbü mit Zeichnungen von Katrin Engelkin ist sehr schön. Insbesondere die Geschichte von Oles Hund Swipp, den dieser durch Geduld und Geschick aus der schlechten Haltung des Schuhmachers Nett befreit ist gelungen! Und besonders viel gelacht wird bei der Geschichte „Als wir uns verkleideten“. Hier sind die Eltern außer Haus und die Mädchen verkleiden sich als Herr und Damen. Als die Jungen das sehen, werfen auch sie sich in Schale. Lasse zieht ein Kleid von Oles Mutter an. Und dann besuchen alle zusammen den Großvater.

Eine fünfpfotige Empfehlung für Bullerbü!

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